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Datum: 25.10.2013

Hellsongs in der Kleinen Freiheit

Die Bessermenschen

Osnabrück (mh)    Irgendwie haben wir bei Music2Web es dieses Jahr mit skandinavischen Musikern. Viele der Bands, die hier in den letzten Monaten besprochen wurden, kamen aus dem hohen Norden und kaum eine hat enttäuscht. Auch beim Konzert von Hellsongs, den selbsternannten Königen des Lounge Metal, in der Osnabrücker Kleinen Freiheit sollte dieser Trend ungebrochen bleiben.

Nicht nur gut sondern besser: Hellsongs in der Kleinen Freiheit - Foto: Mark Haake

Den Anfang macht an diesem Abend allerdings erstmal ihr schwedischer Landsmann Leo Skäggmansson. Musikalisch hat der "Sohn eines Bärtigen Mannes", so die Bedeutung seines Nachnahmens, einige Songs reinsten Singer/Songwritertums im Gepäck. Die Instrumente, die er hierzu einsetzt, sind Akustikgitarre, Mundharmonika, Holzfällerhemd und eine sehr angenehme Stimme. Gerne hätte man dazu an diesem sehr milden Herbstabend draußen gesessen und auch ein Lagerfeuer wäre nicht fehl am Platze gewesen. So wundert es nicht, dass mancher noch gerne mehr gehört hätte, als das Set dieses ersten Supports bereits nach kurzen 20 Minuten seinem Ende entgegen geht.

Weiter geht es mit Neo Rodeo. Die Combo aus Freiburg spielt heute ausnahmsweise nur als Trio auf, da schlicht und

Bilder vom Konzert
Homepage von Hellsongs
Homepage von Neo Rodeo
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Homepage der Kleinen Freiheit

ergreifend nicht mehr Platz im Tourbus war. Ob aus demselben Grund die Bass Drum durch einen Koffer ersetze wurde, wissen wir allerdings nicht. Die drei Jungs selbst beschreiben ihre Musik als Country Rock. Da haben sie wohl die Rechnung ohne die österreichische GEMA gemacht, bei der sie unter "Schrammelmusik" geführt werden. Heute Abend geht es durch ein 30-minütiges Set mit launigen Songs wie "Abrahams Bar", das der FDP gewidmete "Allein durch die Scheiße", die aktuelle Single "Meine Karriere und ich" oder der Titeltrack des Debütalbums "Mein junges und sorgloses Herz". Das Publikum fühlt sich hierdurch offenbar gut auf den Hauptact des heutigen Abends eingestimmt und spendet gerne Applaus.

Gegen halb zehn geht es nun aber endlich los mit Hellsongs, den Headlinern des heutigen Abends, die ihr Set heute mit Iron Maidens "The Trooper" beginnen. Sofort ist das Publikum voll dabei und auch die neue Sängerin My Engström Renman dreht gleich voll auf und begeistert mit wildem Minenspiel und einem geradezu dämonischen Augenrollen. Weiter geht es mit "Stand Up And Shout" von DIO gefolgt von AC/DCs "Thunderstruck". Zwischen den Songs unterhält Sänger und Gitarrist Kalle Karlsson mit allerlei launigen Geschichten, halb auf Deutsch, halb auf Englisch. Schnell denkt man "was sind das nur für unglaublich, nette sympathische und relaxte Leute, diese Schweden". Dies zeigt sich auch in Karlssons Sicht auf den nun schon seit einiger Zeit andauernden Konflikt zwischen den auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs ansässigen Vertretern der örtlichen Kulturszene und der Freikirche Lebensquelle, der heutigen Eigentümerin eines Großteils des Geländes, dem letztlich wohl auch der kultige Bus, der einst den Eingang zur kleinen Freiheit prägte, zum Opfer fiel. Es solle doch ruhig jeder glauben, woran er will, aber man solle sich doch bitte nicht gegenseitig das Leben schwer machen. Leben und leben lassen halt. Und wieder wünscht man sich an diesem Abend, wir Deutschen könnten ein wenig mehr wie diese fürchterlich sympathischen Schweden sein.

Im Set geht es jetzt weiter mit einer Interpretation von Rammsteins "Engel", über die Kalle erzählt, wie stolz er den gerade aufgezeichneten Track seiner deutschen Freundin vorgespielt hatte, nur um dann spöttische Kommentare über seine Aussprache zu ernten. Da heute kundiges Publikum anwesend ist, können natürlich auch alle die Frage beantworten, wer denn eigentlich die härteste Band überhaupt ist – natürlich Slaaaayeeeer!!! Von eben diesen wird  "Skeletons Of Society" dargeboten. Überhaupt kommen die sanften Interpretationen der Hardrock- und Metal-Klassiker auch bei den angereisten Metalfans sehr gut an und so kann man bei den ersten Klängen von Panteras "Walk" den Kommentar "Wie geil! Gleich mach' ich die Haare auf!" hören.

Neben Coverversionen gibt es heute mit "Equality" und "Music Took My Life" auch zwei Eigenkompositionen zu hören. Zu letzterem darf Leo Skäggmansson noch einmal mit auf die Bühne und Kalle erzählt, dass eine Geschichte aus seiner Kindheit die Rahmenhandlung für den Song bildet und wie er damals die Nerven seiner Oma, die mehr auf Glenn Miller stand, mit "Help Me Rhonda" von den Beach Boys malträtierte, den er immer und immer wieder laut über die Stereoanlage seines Vaters laufen lies. Dabei hatte er doch extra Papas Kopfhörer eingestöpselt. Leider wusste er damals noch nicht, dass man die Boxen erst abschalten muss. Süß, diese Schweden…

Als letzte Zugabe des Abends gibt es noch "Symphony Of Destruction" von Megadeth. Damit gibt sich das Publikum allerdings nch nicht zufreiden, weshalb Kalle noch einmal allein auf die Bühne zurückkehrt, um sich mit einer A Capella Version von "Mom And Dad" (The Bear Quartet) zu verabschieden. Die Menge in der Kleinen Freiheit dankt es mit lautem Applaus und "Seek And Destroy!"-Rufen. Ein schönes, kleines schwedisches Utopia.

Draußen auf dem Parkplatz ist damit dann auch schon schnell wieder Schluss. Als ich gerade meine Kamera im Wagen verstaue, bekommen sich nur wenige Meter weiter ein paar Jungspunde, die bis dahin wohl heftig mit Vorglühen beschäftigt waren, in die Wolle. Erst gehen zwei gläserne Flaschen, noch halb gefüllt mit dem Nationalgetränk der anscheinend russischstämmigen jungen Herren, zu Boden, von denen eine - und mit ihr der kleine schwedische Traum vom friedlichen Beisammensein - klirrend auf dem Schotter des Parkplatzes zerschellt. Dann folgen ihnen zwei menschliche, sich brezelförmig ineinander verknotet durch die Scherben wälzend.
Freakshow. Willkommen zurück in Deutschland.


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