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Datum: 01.12.2007

Wortwechsel mit Kilians

Kilians Interview - zweiter Teil

Bielefeld (ml)    Im zweiten Teil des Interviews mit Simon und Arne von den Kilians, haben wir mit ihnen über Hypebands und ihren Erfahrungen mit Medien, speziell den Musikmedien geredet.

Erster Teil des Interviews
Dritter Teil des Interviews
Homepage von den Kilians


Wie steht ihr denn zu den, vor allen Dingen durch das Musikfernsehen gehypten Bands? Du hast ja gerade davon geredet, dass du problemlos in einer Boyband singen könntest.
Simon: Das Musikfernsehen ist ja nun mal verkommen. Für uns ist es natürlich super, wenn eines unserer Videos bei MTV läuft, aber das ist, glaube ich nicht mehr das Non-Plus-Ultra, die richtige Plattform, für Bands, die ernsthaft Musik machen wollen. Deswegen halte ich da nicht viel von. So eine gehypte Band kann ja nunmal am wenigsten etwas dafür, dass sie gehypt wird. Das machen halt die Medien. Man sollte sich auch nicht angewöhnen, von vornherein zu sagen, dass das eine gehypte Band ist. Gerade, wenn ich sowas sagen würde, heißt es gleich wieder: Ja, der ist neidisch und so. Es gibt ernsthafte Musiker, die es nicht nötig haben, im Musikfernsehen zu laufen, weil die durch Live-Konzerte überzeugen können. Es ist wichtig für eine Band, dass sie live überzeugen kann und nicht, dass sie bei VIVA um 15 Uhr in einem Interview sitzt und darüber redet, welche Eissorte man am liebsten mag, oder mit welchen Groupies man nach dem Konzert zum Knutschen geht. Das sind so Sachen, die 13-jährige Mädchen interessieren, aber das ist keine Plattform mehr für Bands, die ernsthaft Leute ansprechen. Vielleicht gibt es da ja auch nochmal einen Wandel. Ich würde es mir ja wünschen, dass das Musikfernsehen auch mal wieder ein bißchen Musik zeigt. MTV zum Beispiel, die Prime-Time von 1 Uhr nachts bis 11 Uhr morgens. Das ist da, wo man es braucht.

MTV kann man sich wirklich nur noch morgens anschauen. Hot Music zum Beispiel.
Simon: Das ist halt traurig. So gehypte Bands, wie zum Beispiel die Arctic Monkeys. Es gibt auch immer Gegenbeispiele. Ich finde die Musik super.

Wobei es wohl denke ich auch einige Menschen gibt, die Arctic Monkeys nicht kennen.
Simon: Das Problem ist jetzt glaube ich, zum Beispiel für die Arctic Monkeys, dass es unheimlich schwierig für die ist, dem gerecht zu werden. Die haben unheimlich schnell eine zweite Platte gemacht. Jetzt hört man auch nicht mehr so viel von denen. Es ist vielleicht auch nicht der Weg, sich hypen zu lassen, ein Arschloch auf der Bühne zu sein. Es funktioniert eh nur bei komischen Leuten, die auf so etwas überhaupt anspringen. Wie hieß diese komische Horrorband nochmal aus Australien? Ich hab den Bandnamen überall gesehen, die Fotos, die sahen ja echt geil aus, aber ich hab kein einziges Mal die Musik von denen gehört. Dann waren sie einmal da und sahen toll aus, aber ging es da um Musik? Kamen die überhaupt aus Australien?
Arne: Finnland.


Lordi?
Simon: Nein, voll nicht. Nicht Lordi, ich mein The Horrors.

Sagen mir überhaupt nichts!
Arne: Das Bild würdest du kennen.
Simon: Das sieht so ein bißchen nach Bill Kaulitz zu tun. Das ist ja ohnehin das allerbeste Beispiel für eine...


...Horrorband?
Simon: Das war alles so geplant. Die haben ihren Plattenvertrag ja schon ewig lange vorher unterschrieben und dann gewartet bis sie ein paar Haare am Sack haben. Wer will wissen, ob Bill und Tom 18 geworden sind? Das ist so langweilig. Wer auf so etwas anspringt, der ist halt, wie gesagt, erst 12 oder 13.

Oder das falsche Publikum! Habt ihr sonst schonmal schlechte Erfahrungen mit Medien gemacht?
Simon: Ja, es gibt immer wieder Interviews, wo es um wenig interessante Sachen geht.
Arne: Man sitzt ja einfach da. Die Fragen kommen und man sagt ja auch zu keiner Frage, nee da sag ich nichts zu. Das Problem ist, man weiß ja auch nie, was geschrieben wird. Wenn die gegenüber da so sitzen, vielleicht geht es denen selber auch auf den Sack, aber irgendwo ist dann auch die Schwelle erreicht, wo man sagen muss, du kannst es zwar nicht leiden, aber so nicht. Deswegen bin ich mir auch sicher, dass jede Band, die die Macht dazu hat, etwas zu sagen, dies auch tut und dass es dann nicht so läuft und dass dann auch hinterher vom Management etwas gesteuert wurde. Sonst kommt so etwas nicht dabei raus.
Simon: Wenn man schonmal schlechte Erfahrungen gemacht hat, wir haben es jetzt nicht unbedingt gemacht, sondern immer nur so einzelne Sachen, die einem im Moment stören. Wenn jemand mal etwas schlechtes über uns erzählt oder schreibt, dann ist das halt seine Aufgabe irgendwas zu machen. Er muss seine Meinung ja irgendwie in den Artikel mit rein bringen. Die Frage ist, wer so etwas lesen will. Aber so funktioniert das in diesem System. Jeder kann sagen und denken, was er möchte und das ist wie bei euch dann, wenn die ganzen Hobbyautoren, die in ihren Webblogs irgendwelche Sachen schreiben oder die kleineren Radiostationen, die freaky drauf sind. Das ist ja alles gut und das soll auch alles so sein. Vielleicht ist auch der ganze Kontakt mit Medien eine einzige schlechte Erfahrung.


Und solche Artikel lest ihr euch auch durch?
Simon: Nur über uns natürlich (lacht). Nee, sehr ungern lese ich mir zum Beispiel Musikzeitschriften durch.
Arne: Musikzeitschriften sind so ein Thema für sich. In meinen Augen ist das so ein stetiger Orgasmus bei den Autoren, die sich da selber abfeiern und jedes mal wieder stolz darauf sind, dass sie noch einen Artikel schreiben, der schwerer zu verstehen ist, aber der dafür noch drei literarische Sonderwerke mit hinein packt. Ich würde gerne über Musik lesen und neue Musik auf die Schnelle zu verstehen, nach dem Motto, was machen die, wie hört es sich an? Aber nicht nach dem Motto: Und hier erinnert es mich an die früheren Siebziger, wo der und der so und so getanzt hat auf der Bühne. Immer diesen weiten Bogen zu spannen. Am besten einfach mal direkt sagen, was Sache ist und das ist halt bei den Musikzeitschriften nicht so. Das ist traurig.
Simon: Aber auch vor allen Dingen seine eigene Meinung, immer so...


Als was total objektives unterbringen?
Simon: Ja, das halt so darzustellen, als ob es das einzig Wahre ist. Ich find Musikmagazine toll, mir gefallen die Bilder und das ist dann auch gut für die Leute, dass sie so eine Band auch mal sehen. Aber das ganze Geschreibe. Im Grunde gehört es ja nicht zusammen, Musik und darüber schreiben. Es passt nicht zusammen. Wenn einem eine Platte gefällt, dann kann man so viel darüber schreiben, wie man möchte. Man kann nicht ohne die Musik dabei gehört zu haben, das nachzuvollziehen, was der Kerl dabei denkt. Musikmagazine sollten mehr mit Musik gespickt sein. Dann sollte man auch beim Durchlesen die Platte gleich zur Hand haben, mit Textmarker durch gehen...

Und dann schauen, was mag der und was mag der nicht?
Simon: Richtig und dann kann man noch untereinander vergleichen, wer was wie bewertet, ob das jetzt der Olli ist oder vielleicht auch die Katharina. Was mag eigentlich Linda? Es ist lustig. Das ist wie auf der Bühne sein. Das tut gut, das hat einen psychologischen Effekt. Das ist wichtig. Gerade auch, wenn man auf Tour ist und ständig mit den gleichen Leuten rumhängt. Dann tut es sehr gut, wenn man andere Gesichter sieht. Das gute ist, man kann auch wirklich erzählen, was man möchte. Für was machen wir das Interview eigentlich gerade?

Für ein Online-Musik-Magazin. (lachen)
Simon: Schreibt ihr auch CD-Kritiken?

Wir schreiben auch CD-Kritiken.
Simon: Vergebt ihr da auch Punkte oder schreibt ihr einfach nur?

Nee, wir schreiben einfach nur. Wir vergeben keine Punkte und daraus soll dann irgendwie klar werden, ob man sich das Album anhören sollte oder halt nicht.
Simon: Das ist ja nicht verkehrt. Das ist ja gut. Eigentlich dürften wir auch die Letzten sein, die sich über so etwas beschweren.

Also, wir haben da mal vor Monaten eine Rezension über euer Album geschrieben.
Simon: Da freuen wir uns auch drüber. Wenn wir in der Musikpresse wahr genommen werden. Es gibt keine schlechte Plattform. Es gibt auch keine schlechte Publicity. Und auch die Bravo ist einem ja nicht zu schade, wenn die über einen berichtet. Es ist halt nur die Frage, was denn der coole Visionsleser davon hält. Das ist jetzt nicht abwertend gemeint. Aber ich sag mal, jemand der die Visions kauft, geht dann auch davon aus, dass er eine gewisse Ahnung von Musik hat, oder durch diese Lektüre bekommt.

Aber vielleicht hat der Visions-Leser auch irgendwann mal Bravo gelesen.
Simon: Wahrscheinlich.
Arne: Bestimmt, aber es ist ihm peinlich.


Ich geb zu, dass ich damals ein Heft Bravo hatte.
Simon: Ich geb zu, dass ich die Bravo letzte Woche im Supermarkt mitgenommen habe. Einfach deswegen, weil ich es unheimlich lustig finde...

Das Tokio Hotel wieder das Frontcover spicken?
Simon: Ja, letztens war Tokio Hotel da drin und da hat der arme Bill gesagt, dass es ihm ne ganz lange Zeit nicht gut ging. Ausgebrannt war der Junge, durch das viele touren und die Konzerte. Das ist doch mal echt ein Statement.
Arne: So ne Scheiße. Was da mit den Kindern angestellt wird, also das ist echt... . Aber nun gut, jetzt kann man darüber lachen.


Im dritten Teil des Interviews haben wir dann mit den Kilians über das Großereignis in den kommenden Tagen gesprochen: Die Einslive Krone.

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