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Datum: 10.09.2022

40 Jahre Die Toten Hosen

Abschlusskonzert mit selten gespielten Liedern

Minden (ml)    Die Toten Hosen haben in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum mit einer großen Tour gefeiert. Am Weserufer in Minden ging die Tour vor 40.000 Besuchern und mit drei Vorgruppen nun zu Ende. Drei weitere Konzerte geben Die Toten Hosen in guter alter Tradition nächsten Monat jedoch noch in Argentinien.

Die Toten Hosen spielten das Finale zu ihrer 40-jährigen Jubiläumstour in Minden. Foto: Bastian Bochinski

Große Konzerte in Minden sind immer was ganz besonderes. Hier habe ich 2002 im Alter von 16 zum ersten Mal Die Toten Hosen in der Kampa Halle live gesehen. 2004 war
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ich mit 17 das erste Mal auf einem Konzert am Weserufer. Damals noch mit einem anderen Aufbau und rund 13.000 Fans spielten hier Die Ärzte. Diese waren nun vor einer Woche und 18 Jahre nach ihrem damaligen Konzert am Weserufer wieder am selben Ort nur auf einer viel größeren Bühne vor 40.000 Besuchern. Auf der selben Bühne spielten nun Die Toten Hosen am vergangenen Samstag. Beide Bands waren in diesem Jahr im Abstand von rund einer Woche an den selben Stellen unterwegs und teilten sich damit viel von der Logistik, die für so große Touren notwendig ist.

Schon weit vor dem Konzert und weit vor dem Einlass merkt man in der gesamten Stadt, dass heute Die Toten Hosen spielen. In der Innenstadt sind schon mittags viele Fans in T-Shirts der Band unterwegs. In den Restaurants der Innenstadt wird vor dem Konzert noch was getrunken und gegessen. Außerdem kann man hier sogar den Soundcheck der Musiker hören.

Um 15:30 Uhr öffnen dann endlich die Tore zum Gelände. Glücklich ist, wer ein rotes oder grünes Bändchen ergattert hat. Diese gewähren Einlass in die vorderen Wellenbrecher und damit optimale Sicht auf die Bühne. Und schon vor den ersten Bands wird gefeiert, es werden Lieder der Toten Hosen gesungen oder mittlerweile schon traditionell auf einer Ziehharmonika am Einlass gespielt.

Pünktlich um 17:25 Uhr kommt Andy dann auf die Bühne um Deine Cousine anzukündigen. Noch ist die Musikerin Ina Bredehorn, die hinter Deine Cousine steckt Newcomerin. Auf der Bühne tritt sie mit kompletter Band auf. Punkrock ist das Markenzeichen von ihr und der ist von der schnellen Sorte. Durch den Gewinn von Udo Lindenbergs Panikpreis, einem Wettbewerb für Nachwuchsmusiker, konnte sich Deine Cousine einen Namen machen. Sie ist mittlerweile auch Bestandteil der Lindenberg-Konzerte. In Minden schafft es die Musikerin dem Publikum schon um diese frühe Uhrzeit ordentlich einzuheizen und dieses zum Mitmachen zu animieren.

Es läuft alles wie am Schnürchen und sogar der Wettergott scheint Erbarmen zu haben. Obwohl Regen, gerade für die Zeiten der Vorgruppen, angekündigt war, bleibt es trocken. Betontod übernehmen die Bühne und bringen zu Lieden, wie "Hömmasammawommanomma" ihren eigenen fahnentragenden Fanclub mit auf das Konzert.

Mit den Beatsteaks haben Die Toten Hosen dann übrigens noch einmal einen richtigen Kracher als Vorgruppe aufgestellt. Wenn diese Band spielt ist gute Stimmung garantiert. Das Konzertgelände und die vorderen Wellenbrecher füllten sich auch jetzt schon wie zum Headliner des Abends üblich. Mit "Not Ready To Rock" und "Hello Joe" ging die Berliner Band auf die Bühne. Zu "Hand in Hand" holte Arnim dann sogar den 10-jährigen Anton, der mit seinen Eltern vorne seitlich im Publikum stand auf die Bühne und bringt ihm dort sogar das Stage Diving bei. Nachdem es der Beatsteaks-Sänger in pädagogisch wertvoller Weise einmal vorgemacht hat, ist Anton dran und es glückt.
Aber auch für alle anderen ist Arnim zu haben. So spaziert er durch das Publikum, um auf dem Biertresen zu singen. Auch das Bier bekommt er gesponsort, denn die 7 Euro, die ein Becher inklusive Pfand hier kostet, hat er gerade nicht dabei.
Zu "Hey Du" wird dann noch ein kurzer Songpart von dieser anderen Berliner Band, die erst eine Woche zuvor auf Kanzlers Weide am Weserufer Minden gespielt haben, eingeworfen. Das Publikum singt "Zu spät" natürlich problemlos mit und dann begeht Arnim einen Fehler. Aufgrund eines Technikfehlers stimmt er zur Überbrückung "Wünsch dir was" an und hatte Probleme das Publikum wieder einzufangen. Auch der Queen widmen die Beatsteaks ein Cover-Stück und spielen von der anderen Queen "I Want To Break Free".
Mit "Let Me In" erfolgt nochmal ein großartiger Abschluss zu ihrem Set bevor es in die letzte Umbaupause für Die Toten Hosen geht.

Die Toten Hosen gehen pünktlich auf die Bühne. Das Intro stellt sämtliche Bandmitglieder einmal im Western-Stil vor, bevor mit "Alle sagen das" dann auch die Band ihren ersten Live-Einsatz in diesem Jahr in Minden hat und damit das letzte Konzert der Tour einläutet. Im Publikum werden jetzt schon lauter Rauchfackeln und Bengalos gezündet. Und zum zweiten Song "Auswärtsspiel" kommen dann auch die Fahnenträger rein.
Die Düsseldorfer spielen eine sehr gute Mischung querbeet durch ihre Bandgeschichte. Standards, wie "Paradies", "Bonnie & Clyde" sowie "Liebeslied" dürfen natürlich nicht fehlen. Aber auch ein Rückblick auf vergangene Konzerte in der Gegend, immerhin ist es für Die Toten Hosen allein für Minden das sechste Mal, dass sie in der Stadt sind. Aber auch in Herford, im Forum Enger und natürlich in Bielefeld hat die Band mehrmals gespielt, wie Campino verrät. Neben so einem Rückblick darf aber auch das Thema Fußball nicht zu kurz kommen. Das Publikum wird ständig über das Ergebnis des Fußballspiels Fortuna Düsseldorf gegen Hansa Rostock durch Campino auf dem Laufenden gehalten. Diese führen die gesamte Zeit und so hat auch der fußballverrückte Frontmann sehr gute Laune. Den aktuellen Song "112", welcher auf der "Alles aus Liebe: 40 Jahre Die Toten Hosen"-Compilation drauf ist, widmet Campino den freiwilligen Feuerwehren, die einen super Job machen, egal ob bei "Überschwemmung, Feuer oder wenn es darum geht eine Katze vom Baum zu retten".

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Breiti hat zum Tourabschluss noch einmal sichtlich Spaß. Foto: Bastian Bochinski


Bis hier hin gab es noch wenig Überraschungen. Für das letzte Konzert der Tour wurden jedoch noch einmal einige Songs raus geholt, die mittlerweile doch recht selten gespielt werden. Wer auf den vergangenen Konzerten nicht dabei war hat sich so mit Sicherheit über "Helden und Diebe" gefreut, welches zwar auf dieser Tour in der Standard-Setlist gewesen ist, davor aber eine sehr seltene Perle war. Das Iggy-Pop-Cover "The Passenger" spielen Die Toten Hosen mittlerweile auch nicht mehr so oft. Auf manchen Touren ist es häufiger vertreten, auf der jetzigen Tour durften sich nun aber nur Minden und eine Woche zuvor Konstanz über den Song freuen.
Die Band ist aber auch bekannt für ihre klare Stellung zum aktuellen Tagesgeschehen und zur Politik. So kann sich Campino eine Spitze gegenüber Christian Lindner nicht verkneifen und meint auch klar, dass man dankbar dafür sein muss, solche Konzerte spielen und auf solche Konzerte gehen zu können. "Wir spielen diese Konzerte nicht, weil wir den Krieg verdrängen oder ignorieren, sondern weil wir der ganzen Scheiße ein Trotzdem entgegen halten wollen und weil wir Kraft gewinnen aus solchen Sachen, weil wir ein paar Stunden Spaß haben miteinander und Energie tanken für die ganze Scheiße, die da noch auf uns zukommt.". Zum folgenden Song "Unter den Wolken" haben sich zahlreiche Fans mit Wunderkerzen eingedeckt. Man konnte die Freude, die man der Band damit bereitet hat, richtig gut ansehen.
Eine große Freude bereiten konnte Campino aber auch dem Publikum mit der Aussage, dass die Band nun erstmal nach Argentinien reisen wird und danach in eine Tourpause gehen wird. Das klingt so, als ob die nächste Tour schon vorbereitet wird.
Und eine weitere Freude konnten die Fans dann dem Sicherheitsmann Andy machen. Hierzu muss man wissen, dass Die Toten Hosen schon seit Jahren immer dieselben Sicherheitsleute mit in den Bühnengraben nehmen. Die eingefleischten Fans sind eine große Familie und auch mit dem Sicherheitspersonal befreundet. Zu "Steh auf, wenn du am Boden bist" hielten zwei der Fahnenträger ein Banner in die Höhe, auf dem sie sich von Andy verabschiedeten und sich immer für die Sicherheit in der ersten Reihe bedankt haben. Wie Campino mitteilt, geht der Sicherheitsmann nach dieser Tour in die USA.

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Die Toten Hosen lassen sich zum Tourabschluss noch einmal feiern. Foto: Bastian Bochinski


Langsam heißt es übrigens auch Abschied nehmen von der Band. Zumindestens für den heutigen Abend. "Alles aus Liebe", "Wünsch dir was" und "Hier kommt Alex" werden noch gespielt und dann geht es in die Zugabenpause. Ausgerechnet jetzt, und das obwohl sich das Wetter den ganzen Tag gehalten hat, fängt es an zu regnen. Zurück kommen Die Toten Hosen mit Arnim von den Beatsteaks und "Should I Stay Or Should I Go" von The Clash. Mit "Carnival in Rio (Punk Was)", welches Die Toten Hosen zuletzt 2009 in Deutschland spielten und ansonsten eigentlich nur in Südamerika, konnte die Band und Arnim der auch noch diesen Song mitgesungen hat, viele anwesende Fans glücklich machen. Dieses Lied haben Die Toten Hosen 1991 in Rio zusammen mit dem berühmten Postzugräuber Ronnie Biggs aufgenommen.

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Die Hosen können es immer noch! Foto: Bastian Bochinski


Zum Schluss dürfen dann natürlich das Die Ärzte-Cover "Schrei nach Liebe" nicht fehlen und "Freunde" wird dem Trio aus Berlin gewidmet. "You'll never walk alone" markiert zwar sonst immer den Abschluss eines Konzerts der Düsseldofer Band. Nicht jedoch auf dieser Tour. Mit "Musterbeispiel" und "Viva la Revolution" werden noch zwei weitere richtig selten gespielte Lieder angehängt, bevor der lyrisch wohl anspruchsvollste Song dann endgültig das Ende markiert: "Eisgekühlter Bommerlunder".

Die Toten Hosen haben es mittlerweile zum 15. Mal geschafft mich vollends zu begeistern. Ich bin tatsächlich auch immer noch auf der Suche nach meiner Stimme. Bei der Band bin ich ziemlich textsicher. Aber es sind halt nicht nur die Hosen. Es ist halt auch dieses Feeling, dass die Fans ausstrahlen. Auf jedem Hosen-Konzert trifft man auch einige bekannte Gesichter wieder. Auch gewisse Traditionen, wie die Fahnenschwenker, wie die Pre-Show-Setlist, wie "You'll never walk alone" machen einfach Spaß. Mich beeindruckt auch die Beziehung der Band zu ihren Fans, wenn Leute im Publikum hingefallen sind und es die Band merkt, wird sofort unterbrochen. Gerade zu Anfang wirft da Breiti auch ein Auge ins Publikum. Mit meinen 15 Konzerten habe ich da ehrlich gesagt sogar noch etwas wenige Hosen-Konzerte auf dem Buckel, zumal es Fans gibt, die bis nach Buenos Aires reisen und so eine komplette Tour mitfahren, dennoch fühlt man sich bei den Toten Hosen immer gut aufgehoben. Buenos Aires muss ich auch nochmal in Angriff nehmen. Nicht mehr dieses Jahr. Auf der nächsten Tour dann aber (bestimmt). Düsseldorf war immerhin 2018 das erste Mal drin und im Hexenkessel der Merkur-Spiel Arena ist die Stimmung sogar nochmal größer und energiegeladener als sie sonst auf den regulären Konzerten ohnehin schon ist.

Es bleibt nur noch ein Wermutstropfen: Die Tour ist präsentiert worden von der eigenen Biermarke "Hosen Hell". Wieso gibt es dann nur Beck's an den Getränkeständen?

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