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Vainstream Weekend No. 2

Endlich wieder Festival

Münster (ml)    In chronologisch anderer Reihenfolge arbeiten wir uns dieses Mal vom zweiten zum ersten Wochenende des Vainstream Festivals vor. Auch hier verändert die Pandemie ein paar Dinge. Aber: Endlich wieder Open Air-Festival. Und das in doppelter Hinsicht am Hawerkamp in Münster. Mit den Broilers, Madsen, Alligatoah, Thrice und vielen mehr.

Die Broilers haben das zweite Vainstream-Wochenende geheadlinet. Foto: Marcel Linke

Als ich ankomme wunder ich mich: Nanu, Parkplätze. Und die sind sogar frei.

Im Gegensatz zum ersten Vainstream-Wochenende war das zweite Vainstream-Wochenende dieses Mal leider nicht ausverkauft. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an der
Fotos zum Konzert
Homepage von Vainstream
Konkurrenz vom Ruhrpott Rodeo, die an diesem Wochenende ebenfalls gefeiert hat.

Egal, ich freue mich dennoch auf das Festival und bin passend zu Touché Amoré (Fotos) da. Anders als in vergangenen Jahren ist das Wochenende dieses Mal moderat warm, sodass das Festival mal nicht zur Hitzeschlacht wird. Und so kann man vor der Bühne sogar sehr gut abgehen. Die amerikanische Post-Hardcore-Band startet ihr Set mit "Come Heroine" und ist sichtlich gut aufgelegt, während sie sich rund 40 Minuten durch 13 Songs spielen und schreien.

Etwas gemächlicher, aber nicht minder leiser, geht es bei Thrice (Fotos) zu. Zum ersten Mal habe ich diese Band vor etlichen Jahren beim Area 4-Festival gesehen und damals schon für gut befunden. Danach aber erstmal wieder aus den Augen verloren. Bis jetzt. Die Band ist immer noch genauso druckvoll wie vor über zehn Jahren. Oder wie ich sie vor über zehn Jahren noch in Erinnerung habe. Eines der Highlights ihres Sets ist ein sehr rockiges "Helter Skelter"-Cover von den Beatles.

Mit Madsen (Fotos) spielt nun aber eines meiner ersten Highlights. Sie fangen mit "Vielleicht" an und spielen viel vom ersten Album. Sebastian kündigt sich und seine Truppe an: "Wir sind die Band mit den Melodien.". Ja, so sieht es inmitten von Metal-Bands und Hardcore-Punkern tatsächlich aus, zumindestens bis zum Abend. Dennoch geht das Publikum vor der Bühne ordentlich ab. "Wir hatten bedenken, dass wir hier nicht hinpassen könnten, aber wir lagen falsch.". Auch Alternative Rock Bands werden vom Publikum beim Vainstream Rockfest durchaus aufgenommen. Und obwohl es ein Samstag war und wir wussten, was wir vorhaben, hätten wir mit Sascha Madsen, der extra von seinen Drums nach vorne gekommen ist, "Nachtbaden" gehen können. Auf dem Festivalgelände gab es dieses Mal mit dem Coconut Beach eine Art Lounge Area für die Gäste, um sich mal zu entspannen und zu erholen. Mit aufgestelltem Pool und Badeaufsicht durch die DLRG!

Turnstile (Fotos) sind im Anschluss wieder etwas weniger melodisch. Liefern aber dennoch mit einer super Show ab. Trotzdessen, dass die Band aus dem Hardcore kommt, finden sich bei Turnstile auch etliche Crossover-Elemente, was die Songs von Turnstile nicht nur showtechnisch sehr abwechslungsreich macht.

Eine grandiose Show bieten im Anschluss auf der EMP Stage Fever 333 (Fotos). Schon der erste Bass zeigt in welche Richtung es geht. Es wird laut und dann kommt ein Jason Butler zusätzlich auf die Bühne, der nicht nur die krassesten Sreaming-Parts singt, sondern auch noch wie bekloppt zu Songs, wie "Made an America" oder "Hunting Season" über die Bühne hüpft.

Etwas weniger laut geht es wieder auf der Murder Redrum-Stage bei Stick To Your Guns (Fotos) zu. Die Band gehört zu den sehr gern gesehenen Gästen auf deutschen Festivals und ist tatsächlich die einzige Band, die an beiden Vainstream-Wochenenden am Start ist. Erstaunlicherweise übrigens beide Male mit der selben Setlist, die bei "Nobody" beginnt und nach rund 50 Minuten mit "Against Them All" endet.

Alligatoah (Fotos) tanzt beim Vainstream etwas aus der Reihe. Nicht nur musikalisch sorgt der Hip Hopper für Abwechslung. Auch seine eigene Bühne nimmt er mit. Er möchte zurück zu den kleinen Bühnen und da Festivalbühnen ja naturgemäß groß sind, stellt er sich seine kleine Bühne auf die große Festivalbühne. Irgendwann verlangt das Publikum aber doch mehr von ihm und so geht der gebürtige Langener mehr und mehr in Richtung Front der großen Bühne und nimmt diese für sich ein. Unterbrochen hat er sein Konzert kurz für einen Heiratsantrag, der im Publikum stattfand. Und zu seiner Bühnenshow gehörte übrigens auch Pyro.

Diese fiel aber nicht ganz so groß aus, wie bei Bullet For My Valentine (Fotos). Diese haben gefühlt die Bühne fast abgefackelt. Auf alle Fälle hatten die ersten Reihen bei Bullet For My Valentine hinterher keine Augenbrauen mehr. Ein Glück, dass die Umgebungstemperaturen nur moderat warm waren. Zahlreiche Flammenwerfer auf der Bühne sonderten zu Songs, wie "Piece of Me", "Knives" oder "Scream Aim Fire" doch eine beträchtliche Hitze ab. Ebenso, wie Alligatoah mussten auch Bullet For My Valentine ihre Show kurz unterbrechen. Der Grund ist allerdings hier gewesen, dass zahlreiche Leute im Moshpit umgekippt sind und sich erstmal wieder aufrichten mussten. Sehr gut reagiert von der Band.

Zurück an der EMP Stage ging es schnurstracks auf den Headliner des Abends zu. Die Broilers (Fotos), mit dem Hause Kingstar gut befreundet, luden zum Tanz ein. Mit dem Vanitas-Preludio und "Zurück zum Beton" sind die Broilers standesgemäß auf die Bühne gekommen. Angesichts zahlreicher bekannter Gesichter sowohl im Publikum als auch für die Band bei den Festivalorganisatoren war die Spielfreude natürlich sehr groß. Und das spürte man auch. Insgesamt spielt der Headliner des heutigen Abends eine super Mischung aus allen wichtigen Alben der Bandgeschichte und einigen neuen Songs, die sich wie "Gib das Schiff nicht auf!" und "Schwer verliebter Hooligan", aber sehr gut in das Set einfügen. Die Broilers sind sich stilistisch über die Jahre treu geblieben. Ska-Punk-Einlagen bei "Tanzt du noch einmal mit mir", Reggae bei der Ankunft auf Jamaika im Song "In 80 Tagen um die Welt".
Aber auch politisch hat die Band was zu sagen und hofft immer noch darauf, dass Sarah Bossard ihre Frau und AfD-Vorsitzende Alice Weidel endlich mal zurückpfeift.
Als einzige Band mit einer Zugabe geht es auch zum Abschluss des Broilers-Konzert nochmal ordentlich ab. "Ist da jemand?" wird vom Publikum frenetisch gefeiert und zu "Meine Sache" brennen sowohl auf der Bühne als auch im Bühnengraben bei den Sicherheitsleuten die Bengalo-Fackeln.
Selbst "Midnight Train" von Journey wird am Ende noch von allen mitgesungen, während das Festivalgelände langsam verlassen wurde.

Schade ist, dass das zweite Vainstream-Wochenende nicht ausverkauft war. Schön ist dennoch zu sehen, wie unbeschwert wieder Festivals gefeiert werden können. Auch schön zu sehen ist, dass auch bei der Festival Crew noch einige bekannte Gesichter dabei geblieben sind. Hoffen wir also, dass im Winter nicht schon wieder alles eingeschränkt wird.

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