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Campus Festival Bielefeld 2019

15.000 feiern Uni-Festival

Bielefeld (ml)    Am Ende waren die Temperaturen doch mild. 15.000 Besucher feierten das Campus Festival an der Universität Bielefeld dieses Jahr. Noch in den beiden Tagen davor wurden deutschlandweit die Temperaturrekorde für den Monat Juni geknackt. Davon merkte man am Donnerstag glücklicherweise nichts mehr und so ließ es sich angenehm feiern.

Die Donots feiern ihr 25-jähriges Jubiläum auch in Bielefeld. Foto: Marcel Linke

Das Gelände des Campus Festivals füllt sich dieses Jahr schneller als sonst. Vor der Bühne der Punch Drunk Poets (Fotos), die den Opener machen, merkt man davon aber recht wenig und das trotz verdammt guter Musik, die sie machen, die sich irgendwo im Acoustic Folk Punk einordnen lässt. Der Großteil der Besucher, die jetzt schon auf dem Gelände sind, sind für Alexander Marcus (Fotos) gekommen. Unter Studenten ist Alexander Marcus, den man irgendwo zwischen Schlager und Autotune verordnen kann, sehr beliebt. Mit in Liedform gegossenen Hawaii Toast-Rezepten und Refrains, wie "Hundi wau wau", kann er mich aber nicht ansprechen. Die einen finden es gut, für mich ist Alexander Marcus in musikalischer als auch aufgemachter Form allerdings eher wie ein Unfall. Man möchte weg sehen, kann es aber einfach nicht. Trotzdem: Noch nie zuvor waren so viele Menschen so früh auf dem Gelände an der Uni. Und die verlangten dann auch noch eine außerplanmäßige Zugabe. Achtung: Das Programm der nachfolgenden Bands verschiebt sich um 10 Minuten.

Da sind Das Moped (Fotos) dann doch eine sehr willkommene Abwechslung. Die Indie-Pop-Band bietet wieder musikalische Qualität und könnte, so sehr wie sie sich den Arsch auf Festivals abspielt, der Senkrechtstarter der Saison werden.
Mit Fil Bo Riva (Fotos) wurde ein Senkrechtstarter aber tatsächlich eingeladen. Vor zwei Jahren war die Band noch kaum jemandem ein Begriff. Schon früh traten sie im Vorprogramm von Bands, wie AnnenMayKantereit auf. Produziert werden sie vom Mighty-Oaks-Produzenten Robert Stephenson. Die Geschichte der Band kannte bislang nur einen Weg: Nach oben. Es folgten Auftritte beim Eurosonic Noorderslag und dem Montreux Jazz Festival. Die italienisch-deutsche Band konnte sich so ein immer größeres Publikum erspielen, sodass dieses Jahr zum Release des Albums "Beautiful Sadness" die Hallen größer wurden. Der Stil auf dem Album erinnert mit Songs, wie "Go Rilla", welches Fil Bo Riva auch als Opener auf ihrem Campus Festival-Gig gespielt haben, durchaus an die britischen und skandinavischen Indie-Rock-Bands des ersten Jahrzehnts dieses Jahrtausends: Mando Diao, Sugarplum Fairy, Maximo Park und viele mehr. Genauso abgeklärt sieht auch der Gig von Fil Bo Riva aus. Auf das Campus Festival, welches eher auf Party ausgelegt ist, passen sie damit zwar nicht ganz so gut. Am späten Nachmittag auf einer der beiden großen Bühnen des Hurricane Festivals kann man sich die Band aber durchaus gut vorstellen.

Party gibt es dann wieder zu Grossstadtgeflüster (Fotos). Wo früher bei Grossstadtgeflüster noch ein wenig mehr Elektropop und Electropunk mit drin war, macht die Band jetzt tatsächlich etwas mehr Hip Hop, weiterhin gepaart mit den elektronischen Einflüssen und das alles mit nicht zu wenig vulgären Ausdrücken, welche schon in den Songtiteln, wie "Haufenweise Scheiße", "Keiner fickt mich" und "Fickt-Euch-Allee", einem der größten Hits von Grossstadtgeflüster auftauchen.

Sondaschule (Fotos) sind da eher bekannt für ihren Ska-Punk. Der ist gut tanzbar, verleiht dem Campus Festival dann auch den musikalischen Sommer und hat nebenbei mit Songs, wie "Neue Welt" und "Waffenschein bei Aldi" noch politische und sozialkritische Aussagen im Programm. 

Politische Aussagen haben auch die Donots (Fotos) im Programm. In der Kürze spielt die Band eine sehr gemischte Setlist aus neuen und alten Songs der letzten 25 Jahre Bandgeschichte. "Dann ohne mich" und "Keiner kommt hier lebend raus" als wohl wichtigste Statements der Band zum aktuellen Zeitgeist dürfen ebensowenig fehlen, wie ihre alten Hits "Calling", "Stop The Clocks" und "Whatever Happened To The 80s". Und wie die Donots nunmal sind wird zusätzlich auch viel Show geboten. So darf ein Besucher auf einem aufblasbaren Donut einmal von der Bühne bis zum Mischpult surfen, um sich dort ein T-Shirt beim Merchandiser abzuholen. Zu Circle Pits stellt sich Ingo in die Mitte und statt Knicklichter-Hochwurf gibt es Open Air Müllhochwurf.
Leider endet das Donots-Konzert viel zu früh mit "We're Not Gonna Take It" zu dem sich Ingo wie immer auf das Publikum stellt. Auch für die Donots ist noch eine Zugabe drin. "So Long" darf nicht fehlen.

Und das verzögert den Auftritt von Nura (Fotos) um ein paar weitere Minuten, die direkt mit ihrem größten Hit aus SXTN-Zeiten "Ich bin schwarz" auf die Bühne kommt. Auf der Bühne ein überdimensional großer deutscher Reisepass und ein Stimmungsbarometer. Mit dem einen will Nura auf ihre Herkunft aufmerksam machen und zu welcher Kultur sie sich zugehörig fühlt. Auch ein weiteres wichtiges Statement. Mit dem anderen Gerät wird die Stimmung angezeigt und die ist eigentlich permanent gut im Publikum, welches sich vor der kleinen Bühne so zahlreich versammelt hat, dass es hier quasi kein Durchkommen mehr gibt. Alles ist dicht.

Dennoch schaffen es viele Besucher zur Hauptbühne und damit zum Headliner Fritz Kalkbrenner (Fotos). Aufgrund des Bühnenaufbaus und einer großen LCD-Wand vor dem DJ hat die erste Reihe zwar wenig Blick auf den Berliner. Gerade bei Fritz Kalkbrenner kommt es dann aber auch eher auf die Musik an und das man dazu tanzen kann. Und das geht auch weiter hinten. Mit chilligen Technobeats geht ein abermals tolles Campus Festival in Bielefeld zu Ende.

Hier geht es zu weiteren Fotos vom Campus Festival Bielefeld.

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