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Vainstream schon wieder ausverkauft

Bomben-Stimmung und Bomben-Wetter beim Vainstream

Münster (bs)    Mit 16.000 Besuchern sollte das diesjährige Vainstream Rockfest alle bisherigen Rekorde brechen. 29 Bands gaben von 10 Uhr morgens bis nach Mitternacht alles, um die Fans bei strahlendem Sonnenschein auf hohem Niveau und vor allem laut zu unterhalten

Casper spaltete als Hip-Hop-Act die Massen auf dem Vainstream und spielte dennoch eine überzeugende Show. Foto: Bastian Sylvester

Wir betraten das Gelände um kurz nach 11 zu den Klängen von Lionheart, nachdem wir zunächst beim Einlass von
Fotos vom Festival
Homepage vom Vainstream
einem sehr entspannten Security-Team in Empfang genommen worden waren. Unsere Vorhut berichtete, dass bereits die Jungs von Stray from the Path – feinster Hardcore-Punk aus Long Island – die Crowd bei der Eröffnung zum Toben gebracht und ordentlich wach gebrüllt hatten. Das ließ Großes erhoffen.

Das Vormittagsprogramm hielt, was da Vainstream verspricht: Bester Hard- und Metalcore. Mit Lionheart und Bury Tomorrow waren schon früh zwei Kracherbands am Start, die dem Pit ordentlich einheizten und die Plätze vor der Bühne bis in die letzte Reihe füllten. Zum Glück hatten die Veranstalter auch dieses Jahr wieder Wasserwerfer für die Besucher an den Main Stages in Anschlag gebracht, denn das Wetter versprach, die letzten zwei Jahre wieder gutmachen zu wollen.

Frischen Wind brachte im Anschluss die britische Pop-Punk-Band Neck Deep ins Programm. Für Vainstream-Verhältnisse eine recht junge Band, die ich dort zum ersten Mal live hören durfte. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, denn Songs wie „Happy Judgement Day“ oder „Where Do We Go When We Go“ erinnerten stark an die Festivalzeiten von Blink 182. Die Jungs sprangen über die Bühne und die Menge sprang mit.

Zeit für eine Runde über den Food Court, es ist schließlich kein richtiges Vainstream ohne einen Besuch bei den Falafisten und am Handbrotstand. Anders als im letzten Jahr – wo man sich noch durch einen der wenigen Durchgänge zwängen musste – sind in diesem Jahr die Absperrungen weggefallen, so dass Buden und Biergarten mehr ins Geschehen integriert wurden und man von dort sogar noch vernünftig den Bands lauschen konnte.

Nach der kurzen Verschnaufpause ging es direkt weiter mit den nächsten Krachern: Silverstein und Terror. Silverstein wirkten deutlich motivierter als noch vor zwei Jahren und rissen mit Songs wie „My Heroine“, „Smile in Your Sleep“ und „Smashed Into Pieces“ die Crowd aus dem Mittagsschlaf. Spätestens als Terror-Sänger Scott Vogel die Menge zu den Takten von „Keep Your Mouth Shut“ mit seinen „Bounce with me!“-Rufen zum geschlossenen Mitspringen antrieb, hielt es nur noch die wenigsten im Schatten.

Mein persönliches Highlight war an diesem Nachmittag der Auftritt der Sondaschule, denn Sonnenschein und Ska-Punk gehören für mich unweigerlich zusammen. Die Crowd sang bereits mit, bevor die Band überhaupt auf der Bühne stand und gut gelaunt ging es durch das Programm. Ob „Arschlochmensch“, „Dumm aber glücklich“ oder auch die neue Single „RIP Audio“ mit Donots-Frontmann Ingo (der auf diesem Festival irgendwie überall zu sein schien), Costa Cannabis hielt die Besucher durchgehend bei Laune und die taten ihre Pflicht und sangen, sprangen und klatschten fleißig mit.

Zeit für Stick To Your Guns, muss man dazu noch mehr sagen? Die Hardcore-Band aus den Staaten weiß einfach, wie man den Hawerkamp zum Kochen bringt. Spätestens beim zweiten Song „Nobody“ war die komplette Crowd angefixt und grölte jede Zeile mit. Weitere Kracher wie „We Still Believe“ und natürlich „Married To The Noise“ taten ihr übriges, um den Auftritt der Amis zu einem der besten dieses Vainstreams zu machen.

Zugegeben, Enter Shikari ist nicht wirklich meine Musik. Deshalb zitiere ich jetzt einfach mal unseren Fotografen: „Geil. Geil. Geil!“ Also zumindest ihm scheint es gefallen zu haben, während ich mir eine kurze Pause an einem der – dieses Jahr überraschend leeren – Bierwagen gönnte. Aus der Ferne konnte man Songs wie „Sssnakepit“ und „Live Outside“ tatsächlich überraschend gut zuhören und die gute Stimmung war bis zu uns zu spüren.

Mein Vainstream-Besuch endete dieses Jahr ungewöhnlich früh mit der Show von Boysetsfire, die mit fünf Auftritten (einen davon beim allerersten Vainstream 2006) zu den absoluten Urgesteinen des Festivals zählen. Selbstverständlich durften die Klassiker „Rookie“ und „My Life in the Knife Trade“ nicht fehlen und sogar das selten live gespielte „Empire“ bekam zum Schluss einen Platz auf der Setlist. Sänger Nathan Gray nutzte die Gelegenheit, um seinem Unmut über die aktuelle US-Politik Luft zu machen, wofür er Applaus von der gesamten Crowd erntete.

Der anschließende Auftritt von Casper spaltete bereits im Vorfeld die Gemüter (so auch bei mir) und man kann sich darüber streiten, ob ein Bielefelder Rapper auf ein Münsteraner Rockfest gehört. Trotz allem soll er seine Fans gut unterhalten haben, genauso wie die nachfolgenden Bullet For My Valentine und natürlich die Beatsteaks, die immer ein Garant für eine wahnsinnig gute Show sind.

Mein Fazit: Geil, aber viel zu voll. Die Veranstalter haben hoffentlich eingesehen, dass 16.000 Leute während der Top-Acts schlicht und einfach nicht vor die Bühne passen. Jenseits der hinteren Wellenbrecher war der Sound zum Teil so schlecht und leise, dass er von jedem Flüstern übertönt wurde. Schade für alle, die die Bands lieber entspannt aus den letzten Reihen sehen wollten.

Dennoch ist das Vainstream eine absolute Pflichtveranstaltung und der neue Termin am 29. Juni 2019 ist bereits dick im Kalender markiert (dann aber bitte wieder ohne Casper).

von Anna Wördehoff


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