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Datum: 01.12.2007

Wortwechsel mit Kilians

Kilians Interview - erster Teil

Bielefeld (ml)    Vor der Visions Party im Forum haben Liesa und ich ein ausführliches Interview mit Simon und Arne von den Kilians gehalten. Auf Grund der Länge des Interviews geht es in drei Teilen online.
Heute der erste Teil, morgen der zweite Teil und übermorgen dann der dritte Teil.
Im ersten Teil des Interviews haben wir mit den Kilians über ihre bisherigen Konzerte, über ihren Erfolg und über Simons Stimme geredet.

Zweiter Teil des Interviews
Dritter Teil des Interviews
Homepage von den Kilians


Gerade Abi gemacht und mitten rein ins Musikgeschäft. Wie fühlt man sich da so?
Simon: Verbraucht und ausgebeutet (lacht). Wir sind die Prostituierten. Nee, es ist alles ganz entspannt. Es tröpfelt alles vor sich hin und es macht Spaß. Natürlich zum Ende des Jahres wurde es immer mehr, einfach zu spielen. Körperlich und seelisch war man zwischenzeitlich ein bißchen ausgepowert.

Was hättet ihr gemacht, wenn das mit der Musikkarriere jetzt nicht geklappt hätte. Studiert?
Simon: Ja klar, irgendwo eingeschrieben.

Eingeschrieben und weiter Musik gemacht?
Simon: Ich glaube, das kann man sich nicht vorstellen. Wir würden es auch so machen.
Arne: Hätte, wäre, wenn. Wenn das passiert wäre, wäre das passiert. Wir machen das, was jetzt gerade Sache ist. Was anderes kann man sich auch im Moment schwer vorstellen, weil es jetzt schon dazu gehört.
Simon: Es würde auch als Student auf jeden Fall dazu gehören. Dann würden wir zweigleisig fahren. Irgendwann wird es auch passieren, dass wir ein bißchen schauen müssen, was wir sonst mit unserem Leben anfangen. Man kann sich das nicht mehr weg denken. Seit drei, vier Jahren ist das für jeden von uns das Hauptthema.
Arne: Gerade in den letzten vier Monaten täglich. Es gab keinen Tag, wo man nicht damit zu tun hat. Entweder unterwegs, oder sonst irgendwelche Sachen.


Ihr seid ja jetzt nur noch am touren!
Simon: Man nimmt sich schon nur noch als Bandmitglied wahr. Also man ist Mitglied in einer Band. Darauf wird man reduziert.

Kam der Erfolg überraschend für euch?
Arne: Es ist ja nicht von heute auf morgen passiert, auch wenn es schnell passiert ist. Wir hatten die Tomte-Tour als aller erstes, wo wir schon nie mit gerechnet haben, dass die so ein Erfolg wird. Dann kam es immer Stück für Stück. Wenn man das jetzt in der kurzen Zeitspanne sieht. Natürlich überrascht es. Wir haben nie im entferntesten daran gedacht, dass es so sein könnte. So wie es passiert ist, haben wir an jedem Punkt versucht, das zu machen, was wir für richtig gehalten haben.
Simon: Wir waren überrascht über die Chartplatzierung. Es ist auch immer wieder überraschend zu sehen, dass Leute zu unseren Konzerten kommen.


Was war euer bisher bestes Erlebnis in der Bandgeschichte?
Simon: Am schönsten ist eigentlich immer, wenn man seine Arbeit getan hat und sich dann einen schönen Tag machen kann. Und Festivals, wie Rock am Ring natürlich. Das ist für jeden Musiker ein Traum. Einmal dabei gewesen zu sein als Musiker und als Zuschauer, davon wird man seinen Enkeln erzählen.
Arne: Wir sind von der Bühne runter gekommen. Dann konnte man sich das mal angucken in aller Ruhe. Das war eine halbe Stunde Auftritt und man kapiert dann noch gar nicht, was da los ist. Das auf einen festen Punkt zu fixieren ist schwer. Man kann in dem Moment sagen, das ist der beste Auftritt. Im nächsten Moment denkst du daran, dass du morgen eine 800 Kilometer-Fahrt vor dir hast. Und dann ist die Schnauze ein bißchen voll. Das ist eher so, wie ein Tagesgeschäft, oder eher ein Stundengeschäft.
Simon: Das ist wie beim Fußballspiel.
Arne: Vor dem Spiel ist nach dem Spiel, oder nee, nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Simon: Schöne Erlebnisse sind auch, einfach nur ein simples Gespräch mit einem Konzertbesucher, der einem sagt, dass es ihm gefallen hat. Oder wenn dich jemand fragt, ob er ein Foto machen darf und das es ihm was bedeutet. Oder, wenn man merkt, dass einfach Leute Bezug zu der Band oder zur Musik haben. Einfach eine Rückmeldung zu haben. Das sind die guten Sachen.


Gibt es auch ein richtig schlechtes Banderlebnis?
Simon: Das ist bei uns immer so, dass es so etwas mal im Abstand von 3 Monaten gibt.
Arne: So etwas braucht man mal, damit man danach wieder die Höhen schätzen kann.
Simon: Für die Band ist es immer schlimm, wenn ich mich daneben benehme. Die haben ja keine Möglichkeiten dazwischen zu gehen. Ich hab das Mikrofon und kann mit dem Publikum reden.
Arne: So lange das Mikrofon nicht ausgestellt ist.


Nach dem Motto: Zu viel Herforder vorher trinken und dann über die Bühne torkeln?
Simon: Beim Bier ist das nicht das Problem. Eher so bei anderen Sachen. Härtere Spirituosen zum Beispiel. Aber es ist wirklich so, alle drei Monate muss man das mal machen, damit diese steile Kurve nach oben auch mal den einen oder anderen Knick hat. Man muss sich quasi selber wieder auf den Boden zurück holen.

Seid ihr noch aufgeregt vor einem Konzert?
Simon: Nein.
Arne: Nein, ich glaube alle sind wir so routiniert.
Simon (lacht): Auf jeden Fall sind wir aufgeregt.
Arne: Wir sind jetzt nicht so diejenigen, die da rumzappeln. Aber eine halbe Stunde vorher weiß jeder, es geht gleich los, sieh mal zu, mach dich etwas frisch und stell dich darauf ein, dass du gleich da bist. Dann geht es halt Richtung Konzert immer so weiter. Dann setzt sich jeder dahin und ein kleiner Faustschlag vor dem auf die Bühne gehen zum wach werden. Dann weiß auch jeder was Sache ist und dann ist das auch okay.
Simon: Man merkt immer, wenn man jetzt eine Woche nicht gespielt hat. Das erste Konzert ist dann immer das aufregendste. Wenn man vorher kurz mal in die Menge geschaut hat, dann kriegt man schon etwas Herzklopfen. Aber es ist nicht so, dass man deswegen nicht schlafen kann, weil man zum Beispiel weiß, dass man in einem wunderschönen Club spielt. Es kommt aber auch darauf an, wo man ist. Wenn man in einer Kneipe ein Konzert spielt, dann geht man einfach hin und zieht das so durch, wie man es für richtig hält. Wenn man aber in einem Laden steht, der für Konzerte ausgerichtet ist, wenn man quasi weiß, gleich bist du auf der Bühne und präsentierst dich, deine Lieder und deine Band, dann ist das etwas anderes.
Arne: Du kannst deinen Arsch nicht dahinter verstecken, dass das Equipment nicht stimmt, welches der Club gerade hergibt.
Simon: Wir sind nicht aufgeregt, aber wir sind uns darüber im Klaren, dass es unser Job ist. Den müssen wir, wie jeder Gerüstbauer das Gerüst richtig aufbauen muss, müssen wir auf der Bühne versuchen diesen Job so gut wie möglich abzuliefern.


Was ist denn schlimmer für euch: Kleinere Konzerte oder größere Hallen?
Simon: Alles gleich schön. Bei den kleinen Konzerten geht es nicht darum, was für ein geiler Sound dort ist. Es geht darum, dass man zu der Zeit gerade da ist, dass die Leute da sind und dass man eine gute Zeit hat. Bei einem Clubkonzert mit Bühne, soll ja auch mal vorkommen, dass man eine Bühne hat. Das ist echt schön. Weil so muss eine Band präsentiert werden, auf der Bühne! Es ist halt immer schön, so mit den Leuten zusammen. Ein Konzert besteht ja aus einer Band und dem Publikum.

Wie war so das Gefühl auf den ersten größeren Konzerten? Auf der Tomte-Tour zum Beispiel musstet ihr ja nicht euer eigenes Publikum begeistern, sondern das von anderen Leuten. Was habt ihr da vorher gedacht?
Arne: Wir haben wenig nachgedacht zu dem Zeitpunkt. Ich glaube wir kannten auch die gesamten Ausmaße, die Tomte zu diesem Zeitpunkt hatte. Wir haben halt vorher nur in Dinslaken auf irgendwelchen Kneipen und auf Geburtstagen gespielt gehabt und hier und da mal einen kleinen Bandcontest rein gequetscht:
Simon: Sehr schlecht abgeschnitten.
Arne: Es ist schon mal geil. Jedenfalls standen wir da plötzlich und dann hat es einem einfach nur Spaß gemacht. Es ging eigentlich nicht darum jetzt groß über die Situation nachzudenken.
Simon: Wenn es nicht dein eigenes Publikum ist, dann hast du nichts zu verlieren. Du kannst da ja vollkommen frei aufspielen. Es können nur zwei Sachen passieren. Entweder die Leute gehen sich ein Bier holen, oder die Leute gucken sich das an und finden das eventuell sogar gar nicht mal so schlecht. Schön ist das. Als Vorband ist man auch immer etwas nervös. Es kommt halt auch auf die Art und Weise an, wie man daran geht. Dennoch ist es halt als Vorband immer sehr entspannend. Nach dem Konzert ist es immer schön, mit den Leuten zu reden. Es ist auch immer schön, dass man merkt, dass man anständig behandelt wird.


Schlagen wir das Thema Musik ein. Besteht zwischen deiner Stimme, Simon, und Rod Stewart beziehungsweise Joe Cocker irgendeine Verwandtschaft?
Simon: Nee, ich weiß auch nicht, was das ist. Wie ich singe, das ist halt so ein Kampf, was da gefühlsmäßig so passiert. Und ich schreie auch mal ganz gerne. Ich finde es wichtig für Musik, dass man schreien kann.

Seinen Emotionen freien Lauf lassen?
Simon: Na gut, man muss nicht einen auf Emo machen. Es kann manchmal sehr gut tun, wenn man was raus schreien kann. Je mehr man schreit, desto kratziger wird es. Nach einer Zeit wird es dann aber auch sehr anstrengend. Jeden Abend das gleiche Pensum, das klappt dann meistens nicht so gut. Es geht glaube ich auch immer viel kaputt. Mir haben Leute gesagt, du kannst in zwei Jahren wahrscheinlich gar nicht mehr singen. Das werden wir aber sehen. Bei Rod Stewart kommt das glaube ich vom Alkohol.

Der schluckt glaube ich auch eher Reibeisen.
Simon: Ich habe Metallspäne gegessen. Ich könnte mit Sicherheit auch in jeder Boygroup die Balladen singen (lacht). Ich bin da sehr vielfältig. Das wird man bei der zweiten Platte vielleicht entdecken. Vielleicht findet da meine Entwicklung statt.

Im nächsten Teil beziehen die Kilians Stellung zu Medien und zu Hypebands.

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