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Rezension



Datum: 13.02.2011

Reingehört bei Tim Neuhaus

Verträumtes Debüt

Bad Oeynhausen (m2w)    Ein herrlich verträumtes Debüt hat Tim Neuhaus veröffentlicht. Mit "The Cabinet" liefert er die Antwort auf die Frage, die ihm wohl 2010 auf seinen Konzerten am meisten gestellt worden ist: "Gibt es deine Musik auf CD?"

The Cabinet bei Amazon
Homepage von Tim Neuhaus


Nein, bis jetzt zumindest gab es die Musik noch nicht zu kaufen. Unter dem Mantel der Plattenfirma Grand Hotel van Cleef Tim Neuhaus jedoch nach einer ausgiebigen Tour den Sprung ins kalte Wasser gewagt und Musik, die schon live sehr gut funktioniert im Studio aufgenommen, auf CD pressen lassen und es über Kanäle, wie Amazon, MediaSaturn oder dem sehr viel netteren, etwas angestaubten Plattenladen in der Innenstadt auf den Markt gebracht.

Dabei heraus gekommen ist schon das, weswegen er live geschätzt wird. Ein Album mit verträumter Folk-Musik. Musik, die den Hörer, wie auch den Musiker Tim Neuhaus selbst, dazu verleitet die Augen zu verschließen und sich der Musik hinzugeben.


"The Cabinet" klingt international

Dabei klingt, die Musik, die er macht so gar nicht nach Tim Neuhaus. Zumindest nicht dann, wenn man sich Tim Neuhaus nur an Hand des Namen als durchschnittsdeutschen Musiker vorstellt. "The Cabinet" klingt international. "The Cabinet" klingt eher wie Nada Surf oder noch eher wie Death Cab For Cutie. Beides Musikgruppen, die vor allem eines sind: Sphärisch und verträumt.
Schon angefangen beim Opener "Troubled Minds" wird diese gesamte Bandbreite klar. Spielerisch steigert sich Tim Neuhaus, nicht zu unterschätzen ist übrigens die Band, die da im Hintergrund spielt, von einem langsamen Beginn zu einem schnellen Ende. Von leise zu laut, auch wenn dieses laut gemessen an der Musik, über die wir sonst schreiben immer noch sehr leise ist.

Deutsche Referenzen wären noch am ehesten Clueso und Pohlmann, die beide schon die Ehre hatten von Tim Neuhaus begleitet zu werden.
Das ebenso verspielte und verträumte "As Life Found You" reiht sich da ganz gut ein. Anders als bei anderen Grand Hotel van Cleef-Acts legt Tim Neuhaus mit "The Cabinet" das poppigste und zugleich vielleicht sogar durchdachteste Debütalbum vor. Die Lieder klingen zwar ähnlich, unterscheiden sich aber alle in vielen Details.

Ein Album also zum bewussten Hören. Wer "The Cabinet" als leichte Lektüre im Auto hören will kann damit zwar auch glücklich werden. Speziell, wenn es sich bei dem Auto um ein Cabrio, bei der Jahreszeit um den Sommer, bei der Außentemperatur um 25 Grad und bei der Uhrzeit um 19 Uhr, folglicherweise um einen Sonnenuntergang handelt. Glücklicher wird der Hörer jedoch damit, sich zumindest einmal das Album von der ersten bis zur letzten Note anzuhören und aufzusaugen.Es laufen einem dann garantiert Perlen über den Weg, wie "Armed With A Friend", oder der "Daydream Detector".


Zu "The Cabinet" kann man perfekt ausspannen

"The Cabinet" besteht nur aus Balladen. Wie uns das Grand Hotel van Cleef schreibt, gibt es dann Songs, wie "Headdown", der perfekt für den Heiratsantrag geeignet ist. Man sollte es ausweiten. Eigentlich ist das komplette Album perfekt für den Heiratsantrag. Tim Neuhaus hat in seine Arrangements so viel Liebe, so viel Energie investiert, dass man es in jeder Note hört und permanent "Ja" sagen will. Wohl sicher fehl am Platz für eine gepflegte Party, aber beim Ofen- oder Kaminfeuer kann man sich auf alle Fälle vorstellen, sich diese Musik anzuhören. Eigentlich ist der Releasetermin Ende Januar falsch gewesen. Lieber hätte man das Album noch vor Weihnachten heraus bringen sollen. Es wäre der perfekte Nicht-Weihnachtslied-Soundtrack zum Fest 2010 gewesen. Angesichts von Dauerbeschallung durch "Do They Know It's Christmas" oder "Last Christmas" eine sehr gute Abwechslung, zu Songs wie "Overgrown" auszuspannen und auch den Weihnachtsstress hinter sich zu lassen. Nun ist es im Januar veröffentlicht worden und so muss "The Cabinet" halt für das kommendes Weihnachtsfest 2011 her halten. Die Weihnachtsmänner stehen ja auch schon fast wieder in den Regalen.

Auch bei der Reihenfolge der Songs auf dem Album hat Tim Neuhaus nichts dem Zufall überlassen. Startet das Album langsam und wir dann lauter, erreicht seinen Höhepunkt sozusagen in der Mitte, wird es gerade zum Ende hin wieder ruhig. "Fools" ist wieder eine ganz langsame Ballade. "We Were Here, Right?", der Abschluss des Albums kommt dann sogar komplett ohne Gesang aus. Minimalistisch wird ein großartiges Album beendet.
Ein Album, welches vielleicht nicht die Chance hat zum besten Album 2011 gekürt zu werden. Der Titel geht bei uns immer wieder an die schnellen, rockigen Alben. Ein Album aber, welches mit viel Stil und Charme überzeugt und vor allen Dingen zeigt, dass auch deutsche Musiker international klingen können.
Oder, um es mit den Worten der Grand Hotel van Cleef-PR-Abteilung zu sagen: "Diese Platte ist so, wie Platten sein sollten, die halt nicht der Soundtrack zur Erstürmung der Bastille sein soll."

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Datum: 13.02.2011

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