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Datum: 05.03.2014

Matula sind auf allen Festen

Zwischen Punkrock und der Lyrik Clickclickdeckers

Bad Oeynhausen (ml)    Gerade erste haben Matula ihr neues Album "Auf Allen Festen" veröffentlicht. Wir haben es uns angehört und sind beeindruckt. Matula schaffen den Spagat zwischen modernem Punkrock und der Lyrik, die man mit Nordlichtern, wie Clickclickdecker verbindet.

"Auf allen Festen" beginnt sehr ruhig. "Tapete" ist der erste Song, der aber sofort gefällt. Verschlafen, das Getränk Kaffee wird wie "Kaffe" ausgesprochen. Musikalisch erinnert es an Clickclickdecker, mit weniger elektronisch generierten Instrumenten und mehr handgemachter Musik. Der Einstieg in das Album beginnt damit sehr flüssig. Es fühlt sich vertraut an.

Wohin die Reise geht zeigt "Auf allen Festen". Dynamisch, leise, melodiöse, textreiche Sozialkritiken, ein hymnischer, lauter, aggressiver Refrain. Matula überzeugen mich mit ihrem Album. Ein unvergleichlicher Stil irgendwo im Dreieck Turbostaat, Madsen und Tomte.

"Erfolg, Ruhm und Kohle kommen nicht vorbei." - Eine treffende Textzeile aus dem Song "Monstrum". Der Song dreht sich um das teilweise prekäre Leben von Musikern. Nach vorne heraus die große Bühne oder der Traum davon. Hintenrum eine Ein-Zimmer-Wohnung und eine ständige Existenzangst, die nur durch Nebenjobs aufgefangen werden kann. "Wir warten weiter auf die Lösung der Probleme." ist der Abschluss des Songs, der die autobiographische Seite von "Monstrum" aufzeigt.

In "Der Makler" werden Matula sehr experimentierfreudig. Wenig Melodien, wenig Hymnen. Ein Hauptaugenmerk gilt dem Text, der mit wenig Reimen auskommt und mehr Sprechgesang zu Punkrock bietet. Es geht über einen Makler, der nur darauf aus ist seine Immobilien zu verkaufen. Woher kennen wir sowas? Matula versuchen sich an Turbostaat. Und sind erfolgreich! "Paraden" schließt sich hier direkt an. Was Matula machen klingt vertraut und ist trotzdem neu.

"Für ein Leben" ist wieder poppiger. Ein Synthesizer-Intro nimmt die Aggressivität der letzten Songs raus. "Wie lange muss man laufen, bis man weiß wohin?" ist eine Textzeile dieses Songs. Eine Textzeile die für das Lebensgefühl einer ganzen Generation stehen könnte. Und so fragt sich die Band weiter: "Was ist das für ein Leben, das man nicht führen kann?". Eine Antwort gibt es nicht. Das wäre aber auch zu viel verlangt.

Mit "In einem Krieg" nehmen Matula vorerst endgültig Tempo raus. Die Band kann sowohl schnelle, laute Songs, als auch langsame leise Balladen spielen. Eine tolle Mischung für ein Album, welches damit sehr abwechslungsreich wird. In diesem Song geht es um Beziehungsprobleme. Und trotzdem kann man den Text auch auf vergangene, aktuelle und sehr neue Kriegssituationen beziehen.

Und plötzlich geht es wieder von null auf hundert. "Auf allen Festen" nimmt wieder an Fahrt auf. "Die härtesten Türen der Stadt" besticht durch seine Gitarrenriffs. Eine starke Up-Tempo-Nummer, die viele Dynamiken aufweist und am Ende leider doch viel zu schnell vorbei ist.

"Drei Minuten" beendet den Song. Leise und laute, langsame und schnelle Parts wechseln sich in diesem Song gekonnt ab. "Ich bin gerannt ein ganzes Jahr. Halt drei Minuten an für eine letzte Nachricht.". Dieser Song ist bestimmt die letzte Nachricht des Albums, aber noch nicht das letzte Wort, welches wir von Matula gehört haben.

Mit "Auf allen Festen" schaffen Matula es sich weiter in der deutschen Musiklandschaft zu etablieren. Das Quartett aus Hamburg und Kiel, welches in Neumünster aufgewachsen ist, verbindet ganz pragmatisch den norddeutschen Punkrock mit den Beschreibungen trister Beobachtungen der spießigen norddeutschen Provinz.
Herausgekommen ist eine der tollsten deutschsprachigen Punkrock-Scheiben der letzten zwei Jahre.

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Datum: 05.03.2014

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