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Datum: 03.12.2022

Black Lung und DeGreaver in der Kieler Schaubude

Psychedelic und Stoner Rock allererster Güte

Kiel (bs)    Am Abend des 3. Dezember spielten die Psychedelic Rocker Black Lung aus Baltimore (USA) im Rahmen ihrer Europa-Tour in der Kieler Schaubude und stellten dabei ihr aktuelles Album "Dark Waves" vor. Unterstützt wurden sie dabei von der Lübecker Stoner Rock-Formation DeGreaver.

Um eines gleich zu Beginn dieses Konzertberichts klarzustellen: Die Leserschaft wird hier keinen sogenannten "neutralen Journalismus" präsentiert bekommen. Der Artikel und die Fotos stammen von einem Fan und Freund von Black Lung, der diese Zeilen mit einem veritablen Muskelkater im Nackenbereich schreibt. Das muss bei Berichten über Konzerte oder Festivals vielleicht nicht gesondert erwähnt werden, aber ich dachte mir, dass ich das dennoch mal besser mache, damit ihr gleich wisst, wohin die "journalistische Reise" geht. Wohin jedenfalls die musikalische Reise an diesem Abend ging, das machten den Zuschauer:innen gleich zu Beginn der Support-Act DeGreaver aus Lübeck deutlich, aber dazu später. Bevor ich dazu komme, eine kurze Bestandsaufnahme:
Ich kenne Black Lung seit 2015, ich vermute mal März. Im Vorbericht habe ich November geschrieben, aber das dürfte nicht ganz korrekt sein. Es war jedenfalls das Jahr 2015, als sie in der Bielefelder Extra Blues-Bar spielten. Seinerzeit in der ursprünglichen Besetzung mit Adam Bufano (E-Gitarre), Elias Schutzmann (Schlagzeug) und Dave Cavalier (Gesang und E-Gitarre). Und dieser Auftritt war sehr besonders. Nicht nur, dass dieser Auftritt besonders gut war (ich habe ganz ehrlich selten eine Band gesehen, die mit einer solchen technischen Brillianz und Perfektion ihre Instrumente beherrscht und trotzdem abgeht wie Rocky das fliegende Eichhörnchen), sondern es war auch der Beginn einer Freundschaft zu den Bandmitgliedern, die bis heute anhält. In der Zwischenzeit hat sich einiges bei Black Lung geändert. Adam Bufano hat die Band aus beruflichen Gründen verlassen. An seine Stelle trat Dave Fullerton. Und wo man vorher aus Gründen des ganz speziellen Sounds bewusst auf einen Bassisten verzichtet hat, trat der Bassgitarrist Charles Braese (Flying Eyes) der Band bei. Wenn Kritiker:innen nun äußern "Das ist aber nicht mehr das, was ich vorher kannte.", muss man dem absolut zustimmen. Ja, Black Lung haben sich verändert. Zum Schlechten? Mitnichten! Das gesamte musikalische Spiel ist dadurch variabler geworden und erhält eine Frische und einen Groove, der alles eher aufwertet. Aber kommen wir zurück zum Abend des 3. Dezember 2022 in der Kieler Schaubude.

Die Kieler Schaubude ist eine wunderbare Institution in der Welt der kleinen und feinen Konzertclubs. Man hat direkten Kontakt zu den Protagonist:innen auf der Bühne und diese auch zum Publikum. Wer so etwas mag, dem sei dieses Kleinod wärmstens empfohlen. Ich persönlich mag so etwas übrigens sehr. An dem besagten Abend fanden sich ungefähr 70 Gäste dort ein, um sich dem deepen Sound von insgesamt sieben Musikern der Sparten Psychedelic und Stoner Rock hinzugeben.

Den Auftakt gaben DeGreaver aus Lübeck. Die sympathischen Jungs durften nach einem Intro mit neun Songs zeigen, was sie drauf haben, was sie mit einer beeindruckenden Perfomance getan haben. So wusste wirkle jede:r Zuschauer:in wohin die eingangs des Berichts erwähnte musikalische Reise hingeht. DeGreaver spielten mit der gesamten Bandbreite dessen, was Stoner Rock ausmacht: Bluesige Passagen und auch mal funkige Anteile wurden mit wuchtigen Gitarren-Riffs und treibenden Drum-Beats kombiniert. Das Publikum war begeistert und würdigte diese Darbietungen mit entsprechend frenetischem Applaus. Ein hochkarätiger Auftakt und eine hervorragende Einstimmung auf das, was folgen sollte.

Black Lung dann in der neuen Konstellation live zu erleben, war so etwas wie eine Offenbarung. Selbstverständlich im äußerst positiven Sinn! Klar, das aktuelle Album "Dark Waves" habe ich zur Vorbereitung rauf und runter gehört, daher auch meine Beurteilung über den neuen Sound. Aber Black Lung sind nicht nur eine Band, die ihre unglaublichen Fähigkeiten auf Studioalben unter Beweis stellen. Sie sind vielmehr eine Live-Band im Bereich des Psychedelic Rock, die man erleben sollte. Vielleicht auch auf größeren Bühnen, auf alle Fälle aber eben auch in den kleinen Locations. wo diese ganz besondere Atmosphäre zur Geltung kommt. Hier sei übrigens die Verwendung von Gehörschutz durchaus empfohlen. Nicht alle Menschen verfügen über so ein widerstandsfähiges Gehör wie Lemmy Kilmister. Fragt mal bei Pete Townsend nach, der aufgrund des Drumspiels von Keith Moon fast taub ist. Wo wir gerade bei Keith Moon sind; Das, was Elias Schutzman an den Drums abliefert erinnert sehr an den legendären Schlagzeuger von The Who. Stilistisch und natürlich auch von der Musik her komplett anders, aber die Art und Weise wie Schutzman sein Arbeitsgerät beackert und sich verausgabt, lässt durchaus einige Parallelen zu. Das was Dave Fullerton und Charles Braese darboten, dazu der Gesang und das Gitarrenspiel von Dave Cavalier und dieser ganz spezielle, schwer zu beschreibende Sound, wuchtig und brutal wie ein voll beladener Güterzug, der unaufhaltsam einem Ziel entgegenfährt, welches nur die vier Musiker kennen und das Publikum nur erahnen kann, das war und ist eine Klasse für sich. Dazu das Einbauen von Blueselementen und Parts, die sich an Black Sabbath anlehnen, plus etwas Synrhesizereinleitungen bei eingen Songs, das war alles eine großartige Leistung.

Leider kann ich gar nicht sagen, welche und wieviele Songs gespielt wurden (der letzte war Ghost aus dem ersten Album) oder wie lange eigentlich der Auftritt generell gewesen ist, zu sehr war ich gefangen. Von der Atmosphäre, der Musik, dem Sound, von allem. Ich weiß, nicht gerade professionell von mir. Aber ich bin auch nur Mensch und man möge mir bitte diesen Fehler nachsehen. Eines steht jedenfalls fest, sie hätten die komplette Setlist einfach wiederholen können und alle wären glücklich gewesen. Der mittlerweile vierte oder fünfte Auftritt von Black Lung in der Kieler Schaubude (Betreiber sagt vier, Black Lung sagen fünf) war für mich ein Highlight in meiner - zugebenermaßen überschaubaren - Karriere als Konzertberichterstatter. Das lag natürlich an der starken Qualität der beiden Bands, keine Frage. Und auch das Wiedersehen von Freunden, das gemeinsame Konzerterlebnis mit dem besten Freund ohnehin. Das Tüpfelchen auf dem i sei an dieser Stelle allerdings der Location zugesprochen. An dieser Stelle eine ganz persönliche Bitte von mir: Unterstützt bitte die kleinen Konzertclubs- und kneipen mit euren Besuchen. Diese und auch die vielen, leider eher unbekannten Bands und Künstler:innen brauchen euch. Klar, die "fetten" Shows auf den großen Bühnen und den riesigen Festivals dieser Welt, mit den ganz Großen und den Größten der Szene, das hat seinen Reiz und seine Berechtigung. Der Charme aber, das was uns Musik-Fans so sehr am Herzen liegt, die Authentizität, die Intimität, das erlebst du im Kleinen. Und die ganz Großen und die Größten der Szene haben ihre sagenhaften Weltkarrieren in kleinen Läden begonnen

Taglist:
Bands: Black Lung DeGreaver
Locations: Schaubude
Allgemein: Dark Blues Konzertbericht Psychedelic Rock Stoner Rock

Datum: 03.12.2022

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