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Barclays Arena

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Konzertbericht



Datum: 22.10.2022

Never Let Me Go

Placebo präsentieren sich als Quasi-Duo in Hamburg

Hamburg (ml)    Vor einer fast ausverkauften Barclays Arena spielten Placebo in Hamburg auf ihrer aktuellen Never Let Me Go-Tour. Dabei präsentierte die Band nicht nur ihr neues Album sondern auch sich selbst in der aktuellsten Besetzung als Quasi-Duo.

Placebo präsentieren in Hamburg ihr neues Album "Never Let Me Go". Foto: Marcel Linke

Bevor Placebo auf die Bühne gingen, spielten jedoch erstmal Deadletter, die heutige Vorgruppe, ein kurzes Konzert.
Fotos zum Konzert
Homepage von Placebo
Die britischen Newcomer können dabei mit einer sehr tanzbaren Mischung aus Punk und New Wave überzeugen. Während des Konzertes steht das Equipment von Placebo hinter einer LCD-Wand schon für den Hauptact des Abends bereit. Die Anordnung gibt schon jetzt einen gewissen Aufschluss über den restlichen Abend.

Doch erstmal wird nach dem Konzert von Deadletter die LCD-Wand für einen Hinweis in sowohl schriftlicher als auch, kurz vor dem Konzert, akustischer Form, verwendet. Smartphones und vor allem das Fotografieren und Filmen damit ist heute unerwünscht. Dass Placebo dies kritisch sehen ist hinlänglich bekannt. Neu ist der doch recht eindringliche Hinweis, die anderen Besucher nicht damit zu stören und lieber den Moment zu genießen.
Vorweg: Vom Sicherheitspersonal wurde dies auch kontrolliert und durchgesetzt, auch wenn man bei fast 16.000 Besuchern damit wohl auf recht verlorenem Posten unterwegs ist.

Schon lange vor dem Konzert werden die Besucher auf Placebo eingestimmt. Bevor das Programm beginnt läuft in Dauerschleife die Intro-Melodie zu "Forever Chemicals", welches auch der Opener des aktuellen Albums ist und zeitgleich den Beginn des Konzertes markiert.
Während Brian Molko und Stefan Olsdal sich auf die Bühne begeben, sucht man den Rest der Live-Band vorerst vergeblich, zumindestens dann, wenn man unten vor den Screens steht und eventuell noch etwas schlechte Augen hat. Denn der Rest der Band steht hinter dem LCD-Screen beziehungsweise dann den LCD-Screens. Diese werden zwar noch hochgezogen, bleiben aber quasi schwebend über der Mitte der Bühne und bilden somit eine optische Barriere zwischen dem Front-Duo, aus welchem Placebo eigentlich noch besteht und der Live-Band, die einen doch recht engen Raum hinter dem Screen hat.

Der Abend führt die Placebo-Fans hauptsächlich durch das aktuellste Werk der Band. Rund die Hälfte der gespielten Songs kommen von "Never Let Me Go", wie "Beautiful James", "Chemtrails", dem sehr düsteren "Surrounded by Spies" oder "Try Better Next Time". Live kriegen die Songs nochmal eine andere Wucht als auf Platte. Songs, bei denen man denkt: "Oh, das ist schon im Studio schwierig zu erzeugen." werden von der Band auch live super vorgetragen, teils mit weniger der Soundeffekte, dafür aber mit einer handwerklichen Begabung, die dieses Konzert an sich zu einem musikalisch großartigen Werk macht.

Gerade in der zweiten Hälfte holen Placebo dann aber doch noch mehr Klassiker raus. "Too Many Friends" und "For What It's Worth" aus den späteren Werken der Band dürfen ebenso wenig fehlen wie "Song To Say Goodbye" und "The Bitter End" aus den frühen Werken der Band. Und diese Klassiker heben dann bei den langjährigen Fans die Stimmung sichtlich. Denn dies ist der einzige Wermutstropfen. Der Funke wollte teilweise nicht so richtig überspringen, was vielleicht auch daran lag, dass sich sowohl Brian Molko als auch Stefan Olsdal so wortkarg gaben, dass es überhaupt keine Ansagen in Richtung Publikum oder zu den Songs gab. Das ist man von Placebo gewohnt, in dem Fall lässt es einen doch etwas verwundert zurück.

Musikalisch ist das alles trotzdem eine super Veranstaltung. Die Band versteht ihr Handwerk und macht zurecht solche großen Hallen voll. Zu "Too Many Friends" und "Went Missing" wird sogar extra ein weißer Flügel für Stefan Olsdal auf die Bühne gerollt. Sowohl er als aus Brian Molko sind wahre Multiinstrumentalisten. Deshalb klappt auch die Besetzung als Duo sehr gut und mit "Never Let Me Go" ein Album, welches nichts von den gewohnten Placebo-Sounds verloren hat.

Mit "Infra-Red" geht es nach rund 80 Minuten in die Zugabenpause. Aus dieser kommen Placebo mit dem Tears for Fears-Cover "Shout" zurück. Vorgetragen von Placebo ist das definitiv ein Gänsehautmoment. Den Abschluss macht dann "Running Up That Hill (A Deal With God)", welches im Original von Kate Bush dieses Jahr durch die vierte Staffel von Stranger Things seinen zweiten Frühling erlebt hat, welches in der Coverversion von Placebo, die ja auch als Single veröffentlicht wurde, wesentlich wuchtiger und ernster daher kommt, als das stellenweise doch verspielte 80er-Jahre-Original.

Musikalisch war das, was Placebo in Hamburg ablieferten ein sehr solides Konzert. Nächstes Jahr spielt die Band auf dem Hurricane und auf dem Southside Festival und es bleibt zu hoffen, dass dann auch wieder mehr ältere Klassiker, wie "Special K" und "Every You, Every Me" ihren Einzug ins Set finden. Und ein bisschen mehr Kommunikation mit dem Publikum wäre dann auch wieder wünschenswert.

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Bands: Deadletter Placebo
Locations: Barclays Arena
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Datum: 22.10.2022

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