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Eupen Musik Marathon 2011

20 Jahre Eupen Musik Marathon!

Eupen (m2w)    von Petra Hetfeld und Sven Droste - So hieß es am 25. und 26. Juni. Das gelungene Jubiläum eines kleinen, aber stetig wachesenden Festivals, hatte sich ein paar illustere Namen auf die Fahnen und die Plakate geschrieben. Der Marathon ist seit ein paar Jahren ein zweitägiges Festival und der erste Tag steht im Zeichen der nationalen, das heißt in diesem Fall belgischen, und regionalen Bands. Was aber nicht bedeutet, dass internationale Acts draußen bleiben müssen.

Bilder vom Samstag
Bilder vom Sonntag


Bei noch verbesserungswürdigem Wetter startete das Festival am späteren Samstagnachmittag. Die aus Aachen stammenden Organic rockten die Bühne im Stadtpark. Die Band um Sänger Torsten Borrmann taute das Publikum schnell auf und der charismatische Frontmann verdichtete das Publikum so, dass er nicht nur einmal Kopfüber in der Menge sprang. Die Show in Eupen war die letzte mit Gitarristen Dave Naithani, der die Band für ein Jahr verlassen wird um nach Australien zu gehen. Ein Interims Gitarrist, der ihn für die Zeit vertreten wird ist aber schon angeheuert. Die Organic Fans müssen sich also keine Sorgen machen, es wird auch in den nächsten 12 Monaten Konzerte geben.

Nur einen Steinwurf entfernt stand Kel Assouf auf der Bühne. Die Band wurde 2006 von zwei in Brüssel lebenden Tuareg Musikern gegründet. Kel Assouf boten mit ihrem "Wüstenblues" ein Kontrastprogramm zu den anderen Konzerten, wobei die "Kontrastprogramm" eines der Markenzeichen des Marathons ist.

In den bunten Reigen an Stilrichtungen fügte sich dann auch der britische Elektrokünstler Shackelton ein, der im Hof der Regierung sein "DJ Set" ablieferte. Shackelton ist ein gutes Beispiel, dass man als erfolgreicher Musiker nicht unbedingt auffällig und exaltiert sein muss. Über ihn ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Es gibt kaum Bilder und Geschichten. Er macht Musik und das zählt.

Den Abschluss am Samstagabend bildeten The Van Jets. Der Belgische Rockact aus Ostende zählt zu den erfolgreichsten Bands des letzten Jahres in ihrem Heimatland. Ihre Musik überzeugt. Mit einer Mischung aus Glamrock und Punkrock im Sound der 70er Jahre können sie eigentlich nichts falsch machen - auch nicht mit einer Coverversion von David Bowies "Fame". Es hätte ein gutes Konzert werden können, was es musikalisch auch war, wäre nicht die Arroganz der Band gewesen. Sänger Johannes Verschaeve, optisch eine Mischung aus Malcolm McDowell als Alex in Clockwork Orange und Mick Jagger in seinen besten Tagen, kommuniziert kaum mit dem Publikum, gibt sich aufgesetzt androgyn, entrückt und mit den wenigen Bemerkungen und Moderationen kann er sich kaum Sympathien sichern. Selbstüberschätzung par excellence, oder arrogantes Auftreten als Schutz aus Unsicherheit? Wie auch immer, so geht es nicht, da können die Songs noch so gut sein.

Der Sonntag begann auf der Hauptbühne mit Absynthe Minded, ebenfalls eine belgische Größe. Die Band um Sänger und Gitarristen Bert Ostyn ist im vergangenen Jahr vier Mal mit dem wichtigsten belgischen Musikpreis, dem Music Industry Award, ausgezeichnet worden. Sie gaben den Auftakt zu den Konzerten auf dem Werthplatz, und dass bei bestem Wetter.

Im Anschluss sorgten The Skatelites für Karibische Klänge. Die Geschichte der jamaikanischen Skaband reicht bis in die Mitte der 60er Jahre und so ist ihre Bedeutung für die Entwicklung des Genres unbestreitbar. Die Band hat in der Zeit ihres Bestehens schon viele Wechsel erfahren, dennoch war die jüngste Veränderung in der Band eine traurige. Gründungsmitglied und Schlagzeuger Lloyd Knibb starb im Mai dieses Jahres im Alter von 80 Jahren.

Die Band, die als nächste auf der Bühne stand gehört zu Belgiens erfolgreichsten und sind ein echtes Rockbrett - Triggerfinger. Ruben Block, Mario Goossens und Paul Van Bruystegem spielen schon seit den späten 90ern zusammen und werden hier und da auch schon mal als Altrocker bezeichnet. Zu Unrecht, denn Triggerfinger gaben auf der Bühne Gas. Besonders Ruben ist ein wahres Energiebündel und echter Frontmann. Die Band war sehr kompakt auf der großen Bühne aufgestellt. Alle drei standen in der Mitte sehr nah bei einander so dass sie gegenseitig von ihrer Power partizipieren konnten. Hey The Van Jets! So spielt man eine Rockshow. Vollgas und nah dran am Publikum, trotz riesen Bühne.

Mit Clueso und seiner Band standen kurze Zeit später die ersten deutschen Künstler auf der Bühne am Eupener Werthplatz. Der Erfurter mit dem bürgelichen Thomas Hübner hat in der letzten Zeit mit seinem Livealbum mit dem STÜBAphilharmonie Sinfonieorchester und dem aktuellen Album An und für sich viele Erfolge eingefahren. Vorschusslorbeeren, die es Live zu verteidigen galt. "Clüsen" und seine Band stellten sich der Herausforderung und lieferten eine bravuröse Show ab. "Keinen Zentimeter", " Herz", " So sehr dabei" und "Chicago" - alle seine Hits haute der Erfurter mit Unterstützung seiner Band raus. Am Ende war es doch für alle auf dem Werthplatz "Zu schnell vorbei", aber "Gewinner" waren alle. Das Publikum, weil sie ein gelungenes Konzert gesehen hatten und Clueso, weil er ein großartiges Debüt in Eupen abgeliefert hat.

Absoluter und unumstößlicher Höhepunkt, zudem auch krönender Abschluss war dann die Show der Berliner. Die Beatsteaks waren an dem Wochenende schon zu vieren Mal in Eupen und zum zweiten Mal bei Marathon. Ab dem Moment wo Arnim, Torsten, Peter Thomas und Bernd die Bühne betraten waren sie da. Sie hatten vom ersten Moment an das Publikum beim Wickel und nicht nur die Fans, sondern alle die sich auf dem Platz vor der Hauptbühne versammelt hatten, fingen Feuer. Arnim, geborener Showman und Entertainer, kündigte schon zu Beginn an, dass die Band am nächsten Tag frei hätten und sie sich und das Publikum nicht schonen würden, sondern alles geben und Eupen nach allen Regeln der Kunst zu rocken. Dass dies keine leere Drohung sein sollte, stellte sich schnellheraus. Alte Hits, wie "Hey Joe", "Hand in Hand" und "Jane" und neue Songs wie "Automatic" des aktuellen Albums "Boombox" gaben sich die Klinke in die Hand. Spätestens bei "Cut Off The Top" war alles zu spät und die fünf Berliner hatten a) ihr Versprechen alles zu geben gehalten und b) wieder einmal bewiesen, dass sie eine der besten, wenn nicht die beste deutsche Liveband sind wenn es um Rockmusik geht. Eine Band bei der man in jeder Sekunde sie sie auf der Bühne stehen merkt, dass sie das was sie tun gerne und mit absoluter Leidenschaft tun.

Während sich auf der Hauptbühne die Headliner abwechselten, spielten auf 8 weiteren Bühnen Bands und Künstler aller Genres. Von Swing und Jazz zu Chor und Klassik, von Punk und Rock zum Singer/Songwriter, für jeden Geschmack war etwas dabei und die Mutigen konnten auch ihre Nasen, bzw. ihre Ohren in den Wind halten und Neues entdecken. Der Jährlich Musikmarathon in Eupen ist immer wieder ein Highlight in der Festival Saison. Jedes Jahr immer wieder gerne.

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