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Open Air

Das Lokpop, ein Festival mitten in Osnabrück

Osnabrück (ml)    Mitten in Osnabrück fand am vergangenen Samstag das Lokpop Festival statt. Vor rund 1.000 Festivalbesuchern teilten sich hier Bands der alternativen Musikrichtungen die Bretter, die die Welt bedeuten. Mit dabei waren unter anderem Frittenbude, Portugal. The Man und Young Rebel Set.

Bilder zum Festival
Homepage vom Lokpop


Den Start machte jedoch die Osnabrücker Combo Pendikel. Die eher eingängige Musik geriet dabei hinter der Stimme des Sängers, die an die Stimme des The View-Frontmanns erinnert, in den Hintergrund. Überzeugend wirkten sich jedoch die Texte auf das Publikum aus. So schildert einer der Songs den Tag aus Sicht eines Anrufbeantworters.

Nach Pendikel folgte der erste Höhepunkt des Tages. Young Rebel Set. Neuzugang beim Grand Hotel van Cleef stellten ihre einen Tag zuvor auf Vinyl und als Download erschienene EP dem Publikum des Lokpop vor, welches zu dem Zeitpunkt nur aus wenigen Zuhörern bestand. Am Tag zuvor haben Young Rebel Set noch ein Fußballspiel gegen ihre neuen Labelchefs und -partner gewonnen. Anscheinend wurde der Sieg und auch der Release zu offenherzig gefeiert, denn man sah ihnen die lange Nacht, wie sie offen zugaben, noch deutlich an. Und so stand auch die Hälfte der Band mit Sonnenbrille um ca. 15:45 auf der Bühne. Die musikalische Qualität blieb jedoch, wie man es von den bisherigen Veröffentlichungen und Konzerten der Band kennt, gewohnt hoch. Und so spielten sie sich durch ein Set mit Liedern wie „Borders“ oder „Won't Get Up Again“. Den krönenden Abschluss des regulären Sets machte „If I Was“ und weil noch Zeit blieb hängte die Band noch „Walk On“ an. Einziger Kritikpunkt, am Ende hätten die Jungs noch Zeit und auch verfügbare Songs gehabt.

Zeit ist an diesem Tag ein sehr gutes Stichwort. Die Sets sind irgendwie alle sehr kurz und an die bekannt gegebenen Zeiten hält sich auch niemand, so dass alle Musikgruppen von nun an früher beginnen als geplant. So auch The Indelicates, die zudem einen sehr schnellen Umbau haben. In Osnabrück sind nur Frontmann- und -frau Simon und Julia vor Ort und können zu zweit nicht wirklich überzeugen. Wer die Alben der Band kennt weiß, da fehlt etwas. Schade eigentlich, denn auf CD sind sie druckvoller. Der einzige wirkliche Höhepunkt ihres Sets begründet sich dann auch nicht auf dem musikalischen Arrangement, sondern auf Grund des witzigen Textes: „Waiting For Pete Doherty To Die“.

Asaf Avidan kann zusammen mit den Mojos da schon mehr Besucher in seinen Bann ziehen. Die israelische Band zeigt sich als ein guter Übergang zu den folgenden Portugal. The Man. Hierzulande sind sie wirklich nur absoluten Insidern bekannt, schaffen es jedoch kurz nach Start ihres Konzertes die Besucher zu überzeugen. Die Musik ist mal langsam und mal schnell. Die Stimme des Sängers macht jedoch den Sound aus. Sie klingt wie die Stimme von 60er-Jahre-Rockröhren und damit sind keine Sänger im Stil von Joe Cocker gemeint, sondern eher bei Woodstock vertretene Sängerinnen. Über eine solche gesangliche Leistung lässt sich einfach nur staunen. Hier ist es ausdrücklich erlaubt mit einem offenen Mund apathisch Richtung Bühne zu schauen.

Das Wetter war bisher gut und trotz eines sehr sonnigen Namens bringen die Alaskaner von Portugal. The Man doch leider den Regen mit. Der Großteil des Publikums ist dennoch wegen der sympathischen Indie-Truppe mit der extravaganten Lichtshow erschienen und so wird der Platz am Glanz & Gloria auch voll, als sie anfangen. Fast schon andächtig wird der Musik gelauscht. Portugal. The Man lassen es aber auch zu und so hört es sich fast an, als ob sie ihre Songs heute abend den Wetterbedingungen anpassen und den vor der Bühne stehenden Leuten zu Liebe nur noch halb so schnell spielen, als auf Platte. Es ist ja auch alles andere als schön auf einem Boden mit Pflastersteinen bei Regen durch eine pogende Masse hinzufallen. Man wird nicht nur nass, auch die Verletzungsgefahr ist höher.
Obwohl die Jungs auf der Bühne ihre Musik nur noch gefühlt halb so schnell spielen, wird gerade jetzt die spielerische, technische und musikalische Qualität an den Instrumenten deutlich. Man hört ganz klar die Riffs des E-Gitarristen und Sängers heraus, die Soli die er spielt und die stellenweise so lang wie die gestandener Rockgrößen wie Eric Clapton werden, es lässt sich heraushören, wie der Bassist sein Instrument beherrscht, einem Flea gleichkommend die gesamte Halslänge benutzt, die ihm zur Verfügung steht und auch Keyboarder und Schlagzeuger leisten ihr übriges. Zwischendurch jammt die Band auf der Bühne zusammen. Die Red Hot Chili Peppers lassen grüßen.

Zu Frittenbude leert sich der Platz vor der Bühne deutlich. Ob dies am Wetter liegt kann man nicht sagen. Fakt ist, es regnet. Ein anderer Fakt ist aber auch, dass Frittenbude ursprünglich nicht als Headliner gesetzt waren. Günstig im Einkauf überraschte es die komplette Musikwirtschaft, was in kurzer Zeit mit dieser Band geschehen ist. So musste auf dem Hurricane-Festival die Zeltbühne wegen Überfüllung gesperrt und geräumt werden. Musiker auf der Bühne? Frittenbude. Seitdem werden sie auf allen Festivals, wo sie bisher gebucht worden sind entweder auf andere Spielpositionen oder auf andere Bühnen, sofern vorhanden, verlegt. So auch beim Lokpop, wo sie heute abend den Headliner machen.
Und was für einen Headliner. Obwohl sich der Platz schon geleert hat, geht die Party jetzt erst richtig los. Wie schon eine Woche zuvor beim Omas Teich-Festival ging die Band zu den Beats von „Für mich solls heute Acid regnen“ auf die Bühne. Die Stimmung im Publikum war schon jetzt kaum zu bändigen und so sah man an diesem Samstag zum ersten Mal Arme in der Luft und tanzende Festivalbesucher. Wie schon letzte Woche musste sich auch die ultrakonservative, beinahe rechtsradikale, Journalistin Eva Herman Kritik gefallen lassen, die sie wohl in ihrem Luftschloss nie erreichen wird. Der Text von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wurde von Frittenbude von „Immer wieder Wiederholung“ zu „Immer wieder Eva Herman“ umgedichtet. Auch dem Aufruf die Mittelfinger gegen Eva Herman zu heben, folgten, wie schon beim Omas Teich-Festival alle Lokpop-Besucher.
Das Egotronic-Cover „Raven gegen Deutschland“ schloss sich an. Insgesamt spielte sich die Band von nun an durch ihre Hits „Bilder mit Katze“, „Mindestens in 1000 Jahren“ und dem Kettcar-Remix „Raveland“. Auch nachdem das letzte und hinterher das allerletzte Lied gespielt worden sind, kam die Band nochmal für drei Zugaben zurück.

Doch nach einer viel zu kurzen Spielzeit gingen auch Frittenbude von der Bühne. Was bleibt sind Erinnerungen an ein kleines gemütliches Festival mitten in Osnabrück. Wem der Tag zu kurz war und wer dazu noch Energie hatte, hatte nach Frittenbude noch die Möglichkeit in das nebenan gelegene Glanz & Gloria zur Aftershow-Party zu gehen.

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