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Live auf den Weserwiesen

festivalkult!

Porta Westfalica (ml)    Wenn wir über Porta Westfalica berichten gibt es da nur eine Sache über die wir berichten. Das Umsonst & Draußen-Festival Porta Westfalica. Einigen älteren Lesern dürfte der festivalkult! noch vom legendären dortigen Festival aus dem Jahr 1979 mit über 100.000 Besuchern bekannt sein.

Fotos vom Freitag
Fotos vom Samstag
Fotos vom Sonntag
Impressionen
Homepage vom Festival


Dieses Jahr fand das Festival vom 31. Juli bis zum 02. August statt. Das Gelände sieht aus, wie die zwei Jahre davor. Mit einer großen Bühne, einer kleinen Bühne und einer Art Disco-Gelände.

Während auf den beiden Bühnen ausschließlich Rock- und Pop-Musik aller Richtungen gespielt wird, besticht das Disco-Gelände, namentlich Psytrance-Area, durch seine durchgängigen technotischen Bass-Beats, die man über das gesamte Gelände hört, so lange nichts auf der Bühne vor einem passiert.


Freitag

Eröffnen werden dieses Jahr Chin Chiller Clan. Obwohl auf der Bahndamm-Bühne, der kleinen Bühne, schon 45 Minuten eher Musik gespielt wird, ist die Osnabrücker Ska-Band, der wahre Opener. Die Weserbühne ist mit dem weitläufigen Gelände davor auch ganz klar das Hauptaugenmerk des Festivals.

Chin Chiller Clan selber überzeugen mit ihren Ska-Rhythmen, die an die Größen dieser Richtung erinnern.

Etwas an uns vorbei gehen die Truckfighters. Sie zeigen jedoch auf, dass auf diesem Festival für jeden etwas dabei ist und genauso sieht es dann auch vor den Bühnen aus. Familen mit ihren Hunden. Familien mit Kleinkindern.
Denkbar kritikwürdig. Bitte lasst auf Festivals Tiere und Kleinkinder zu Hause. Tiere können sich nicht wehren, für sie ist so laute Musik und so viele Menschen einfach nur höllisch. Euren Kindern macht ihr mit so etwas die Ohren kaputt. So schockt es dann am meisten, wenn man Kinder weit unter 10 Jahren, direkt vor den Bühnen, direkt vor den Lautsprechern, sieht, die keinen Gehörschutz tragen.

Ein Wechsel zur Bahndamm-Bühne verspricht die großartigen Bad Nenndorf Boys. Anders als der Name vermuten lässt kommt die Band tatsächlich aus Bad Nenndorf. Der zweite Ska-Höhepunkt dieses Festivals und vom Bekanntheitsgrad definitiv eher auf der Weser- als auf der Bahndamm-Bühne einzuordnen. Zu diesem Zeitpunkt interessieren die Truckfighters nur noch wenige. Ein Großteil der Festivalbesucher, speziell der in Porta campierenden Festivalbesucher, findet sich an der kleinen Bühne ein, um zum Ska-Punk der Bad Nenndorf Boys zu pogen.

The Carburetors schließen sich auf der Weserbühne an. Irgendwo zwischen Hard Rock und Rock'n'Roll geht es hier nicht nur um Musik, sondern auch um eine ziemlich ordentliche Show, die mit einem feuerspuckenden E-Gitarristen endet.

Gewartet haben an der Weserbühne jedoch an diesem Abend alle auf die Gründer des Crossover: Dog Eat Dog. Crossover ja, wer Dog Eat Dog nicht kennt, kann sich auch unter der Musik nur wenig vorstellen. Sie sind mit ihrem Stil irgendwo anzuordnen zwischen Limp Bizkit und den Red Hot Chili Peppers. Musikalisch wie letztere, hart wie erstere. Halt Crossover. So kann man dann auch glauben, dass der Sänger dieser Band, wie er auf die Bühne kommt und einfach losrappt, ein Bruder von Fred Durst ist. Genauso, wie die Musik hier beschrieben wird, genauso viel Party war dann auch vor der Bühne. Das Highlight des Festivals und dies zeigte sich nicht nur durch das plötzliche Aufgebot von Security im Graben.


Samstag

Am Samstag geht es auf der Bahndamm-Bühne schon früh los. Wir schlafen noch und werden das Festivalgelände erst zum Weserbühnen-Opener Braindead Dogs erreichen. Eine Kapelle, die Quentin Tarantino-Rockmusik ohne Gesang spielt. Das einzige Highlight des Auftritts sind ihre Masken und Kostüme. Ansonsten nicht wirklich überragend.

Auletta sind dann schon etwas bekannter. Sowohl im Radio, als auch im Fernsehen kann man ihre aktuelle Single "Ein Engel kein König" hören. Dafür, dass mit Auletta die einzige Band auf dem Festival ist, die aktuell auch Menschen außerhalb des Sidestreams kennen könnten, ist es vor der Bühne relativ leer. Dies dürfte an der Spielzeit um sechs Uhr liegen. Dennoch sind im Publikum schon einige Leute, die gut dazu abtanzen und wenige, die sogar die Texte des Debütalbums der Band kennen.

Eigentlicher Höhepunkt des Tages sind dann Boppin B. Vor Jahren hatten sie einen Hit. "If You Believe In Love Tonight" - Cover von Sasha, der zur gleichen Zeit unter Dick Brave & The Backbeats bekannt war. Und die Musik, die damals Dick Brave gespielt hat, spielen Boppin B. Nicht nur damals, sondern auch davor und heute. Was musikalisch schon überzeugt wird durch eine Live-Show abgerundet, die ihresgleichen sucht. Auffallend ist der Kontrabassist, der mit seinem Kontrabass, ein Monstrum an Instrument, Verrenkungen hinbekommt, die manche Leute nicht einmal mit einer Geige hinkriegen.

Für das jugendliche Festivapublikum stehen nach Boppin B. noch die 5Bugs bereit. Wieder mal Rockmusik vom feinsten. Live-Entertaining, wie man es sich wünscht. Die Berliner haben zwar mit einem schwindenden Publikum zu kämpfen, die rund 2000 Fans vor der Bühne können sie aber dennoch ohne Probleme zum kochen bringen. Neben Dog Eat Dog und Boppin B. nochmaliges Security-Highlight im Graben. Beeindruckend auch die beiden unverfrorenen Konzertbesucher, die von dem, was normalerweise Crowdsurfing ist, zu Stage Divern werden. Nachdem sie die Bühne gestürmt haben, fordert der Sänger sie auf, diese auch wieder zu verlassen, aber nicht normal, sondern kopfüber zum Stage Diven ins Publikum. Gesagt, getan. Halsbrecherisch, aber viel bejubelt.


Sonntag

Ein tolles Festivalwochenende neigt sich dem Ende zu. Heute ist weniger Programm als die letzten Tage. Mit Fünftürer spielt unsere heutiger Favorit gleich als zweites auf der Bahndamm-Bühne. Eine Mischung aus Funk, Hip Hop, Pop, Rock und Soul, gekonnt präsentiert, lässt einen immer wieder auf ihren Live-Shows daran glauben, dass dieser Band noch ein größerer Weg bevor steht. Und, um das nochmal zu unterstützen, werden von der Band auch Hits, wie "Chicago" von Clueso und "Alles Roger" von den Sportfreunden Stiller gecovert.

Wer "Das Bessere Welt Projekt" nicht kennt, denkt bei dem Namen wohl als erstes an eine Hippie-Band. Wer jedoch an eine Hippie-Band denkt, irrt sich gewaltig. Bei dieser Band handelt es sich um ein Projekt, an dem unter anderem aktuelle Insassen der JVA Herford teilnehmen. Wenn man dies nicht im voraus wüsste, könnte man jedoch meinen, dass vor einem eine ganz normale Hip Hop Combo steht. Und genauso präsentieren sie sich auch. Professionell und gut gemacht. Desweiteren ein tolles Projekt, welches, allen Unkenrufen aus dem Publikum zum trotz, den größten Respekt verdient. Souverän über die Bühne gebracht.

Die Hippie-Band kommt dann mit Porta79 Allstars. 70er Jahre Rock, Altherrenrock. Möge die Musik musikalisch gut sein und mögen es damals Allstars gewesen sein. Heute kommt sie leider nicht mehr richtig an, was den Massenauflauf vor der Bahndamm-Bühne erklärt.

Auf dieser spielt die Bielefelder Band Sunday Chocolate Club und macht den Bahndamm-Bühnen Headliner am Sonntag. Viele Indie und New Wave Anteile. Die Band klingt wie eine Mischung aus The Cure, Joy Division, Franz Ferdinand und The Wombats. Auf alle Fälle läd die Musik zum tanzen ein, was leider nur zwei Leute auf dem Platz machen, die den, vom Sänger versprochenen, Button bekommen.
Pünktlich zum Abschied auf der Bahndamm-Bühne grüßt dann auch die Deutsche Bahn, oder irgendeine Bahn. Eine Dampflok, samt Zug fuhr vorbei und betätigte die Hupe.

Zurück auf der Weserbühne spielten Hammerfest. Eine Vlothoer Band, die schon 1974 auf dem ersten Umsonst & Draußen-Festival in Vlotho gespielt haben. Deutschrock mit Neuzugang Sebastian Beck am Bass, den einige Leser dieser Seite von der Aggrobent kennen.

Der Höhepunkt dieses Abends und auch würdiger Abschluss eines Festivals sind The Real McKenzies. Eine schottische Band, deren Mitglieder ausnahmslos einen Kilt tragen und die auf der Bühne auch klischeemäßig viel saufen. Dem Spaß tut es keinen Abbruch und so kann die Menge nochmal gut durchgerockt werden.

Viele freiwillige Helfer hat so ein Umsonst & Draußen-Festival, diese dürfen dann auch nach The Real McKenzies nochmal die Bühne stürmen und sich selber feiern.

Wir sagen, danke festivalkult! Nächstes Jahr garantiert nochmal.

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