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Die Ärzte

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Seidensticker Halle

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Konzertbericht



Datum: 30.06.2008

Die Ärzte

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen...

Bielefeld (ml)    Leider anders, als am Sonntag die deutsche Nationalmannschaft, haben es Die Ärzte in Bielefeld in die Verlängerung geschafft. Und so wurde gestern, nachdem der erste Termin in der Seidensticker Halle im Rekordtempo ausverkauft war, ein Zusatzkonzert unter dem legendären Wellblechdach dieser Arena gefeiert. Im Hinterkopf die Frage, an wen der Sieg des Durchhaltevermögens geht. An Die Ärzte oder ihre Fans? Zumindest zeigt die Band mit dem Zusatzkonzert Kampfgeist.

Homepage von Die Ärzte
Homepage von Blowfly


Doch bevor an diesem Abend Die Ärzte auf die Bühne gehen, musste das Publikum erst einmal Blowfly ertragen. Blowfly spielen Funk, angeblich schon seit den 70ern, und kupfern dabei ziemlich beim Funkmeister James Brown ab. Jedoch geht gerade, die sehr sexistisch gehaltene Bühnenshow auf die Nerven. Speziell die Tänerzin im mittleren Alter hat dies auf die Spitze getrieben, indem sie sich halb nackt gemacht hat. Zitat von meinem Co-Reporter: "Das ist wie ein Autounfall, man möchte weg sehen, aber man kann es einfach nicht."
Was jedoch auch nicht hätte sein müssen war das Ausbuhen durch das Publikum. Das ist nicht fair, wenn ich eine Band nicht mag, klatsch ich einfach nur nicht. Wir sind auf einem Rockkonzert und nicht im Fußballstadion. Die Musiker auf der Bühne rackern sich einen ab und wenn sie von Die Ärzte ins Vorprogramm geholt werden, so scheint es auch einen Grund zu haben.

Umso mehr freuten sich die Fans, als die ersten Töne von "Himmelblau" erklungen und nach einem halben Lied dann auch der Vorhang fiel und Die Ärzte dann auch tatsächlich auf der Bühne standen. Anders als zum ersten Mal auf dieser Tour in Bielefeld, kam dann auch tatsächlich nur ein Witz über das Blechdach. Nach dem "Lied vom Scheitern" wurde Farin nämlich ein Plakat auf die Bühne gegeben mit dem bezeichnenden Text "Blechdach - Fuck off!".
Dies führte dazu, dass Farin in die Runde fragte, wer schon vor drei Wochen alles da gewesen ist und diese Leute als bescheuert deklarierte.


Konzertneuerfindung Nummer 1: Höflichkeits-Laola
Weiter im Programm geht es mit einer Höflichkeits-Laola. Einfach mal den imaginären Hut abnehmen und einen Knickser machen.




Konzertneuerfindung Nummer 2: Geräusch-Laola
Einfach mal nur Krach machen von links nach rechts durch die Halle. Vergesst Dolby Digital. Das war definitiv besser. Lässt sich übrigens auch mit Wörtern und einzelnen Teilwörtern durchführen so eine Geräusch-Laola.



"Angeber" ließ dann mal wieder Musik erklingen. Dies machte dann auch den Anfang für eine Reihe alter Hits.
Die Ärzte sind nicht nur gut als Entertainer, sie sind auch gut als Anekdotenerzähler. So erwähnten sie die gefühlten Tausend Male, die sie schon in Bielefeld waren und die bestimmt schon 200.000 Fans, die zu ihren Konzerten in Bielefeld gekommen sind. Hier wurde dann auch in lobender weise der Bielefelder Konzertveranstalter Marc Huelsewede genannt, der die Jungs immer wieder gebucht und dazu überredet hat, einen Besuch in Ostwestfalens Metropole, zu machen.


Konzertneuerfindung Nummer 3: Trockenpogo
Wie der Name schon sagt, wird gepogt, ohne dass Musik dazu läuft. Herrlich.



Man merkte auch, dass es teilweise einen sichtlichen Schnitt im Publikum gibt. Da sind einerseits die Leute, die Die Ärzte schon länger kennen und dann auch "Rettet die Wale" mitsingen konnten, aber auch viele Fans, die Die Ärzte erst seit "Geräusch" oder sogar seit "Jazz ist anders" kennen und sich bisher nur um die "richtigen" Hits der Band gekümmert haben.
Was mich erfreut, dass wirklich wenig Lieder vom aktuellen Album gespielt wurden. Mit umso mehr älteren Liedern geht es weiter: "Vokuhila", "Deine Schuld"....
Sportlich ging es zu, als Rod und Farin mit Nordic-Walking-Stöckern bewaffnet die Bühnenseite tauschten.
Statt "Breit", welches drei Wochen vorher gespielt wurde, stand dann "Geisterhaus" auf dem Plan, welches, da von Rod gesungen auch in "1/2 Lovesong" mündete. Zeit die Feuerzeuge raus zu holen. Gesagt, getan und die Seidensticker Halle verwandelte sich in ein Lichtermeer.


Konzertneuerfindung Nummer 4: Richtige Aussteuerung des Jubelsounds durch Pegeln von vorne
Leider kann ich den zeitlichen Ablauf nicht mehr richtig einordnen. Jedoch haben Die Ärzte auch da wieder etwas neu erfunden. Wie kriegt man den perfekten Jubelsound? Zu erst einmal lässt man Mädels gegen Jungs, Frauen gegen Männer, getrennt antreten im Jubeln. Dies ist dann natürlich nicht optimal ausgesteuert, da allein auf Grund eines Ungleichgewichts der Geschlechter, höchstwahrscheinlich mehr Frauen in der Halle, der Jubelsound nicht perfekt ist.
Was macht man also? Man hat vorne Farin, als Tonmann, wie es ihn sonst normalerweise hinter dem Mischpult gibt. Eine Hand für die Frauen, die andere Hand für die Männer und dann wird gepegelt, bis der Sound des Jubelns, den man auf der Bühne hört, optimal ausgesteuert ist. So soll es jetzt bleiben.



Die Setlist war wirklich herrlich, so wurde sehr viel vom letzten Konzert variiert. Nach "Lasse reden" ("Die Bild besteht nunmal, wer wüsste das nicht, aus ANGST, HASS, TITTEN UND DEM WETTERBERICHT") und "Der Graf" wurde so dann sogar "Alleine in der Nacht" gespielt.
Persönlichen Höhepunkt für mich markiert "Deine Freundin (wäre mir zu anstrengend)" vom aktuellen Album mit folgendem Dialog:
Die Ärzte: "....pflegeleicht"
Männer: "Buuuh."
Frauen: "Super."
Männer: "Nö."
Frauen: "Doch."
Die Ärzte: "Na gut."
Lang geübt und hinterher dann blendend funktioniert.

Auch "Radio Brennt" wurde gespielt. Wie üblich mit dem Anspielen eines weiteren Songs. Dieses Mal, im Gegensatz zur letzten Tour kein fremder Song, sondern einfach mal "Zitroneneis" komplett durchgespielt.

"Westerland" kündigte dann auch schon langsam den Endspurt im Hauptteil des Konzertes an, der dann mit "Rebell" und einer ersten kleinen selbst organisierten Wall of Death auch zu Ende ging.
Gerade vor "Rebell" könnte man die Setlist übrigens noch künstlich aufplustern mit "Ein Männlein steht im Walde", "Quietscheentchen", "Yesterday" (Beatles) und noch einigem anderen Material. Dies ging sogar so weit, dass selbst der Profi-Komiker Farin Urlaub durch das quietschende Entchen von Bela sehr verunsichert wurde.
Man merkte, dass die Fans ziemlich ausgepowert waren. Auch wenn es das gestrige Konzert nicht auf die Temperaturen des ersten Bielefeld-Konzertes brachte. Anstrengend war es allemal. Und so waren gerade die Fans glücklich, die vorne mittig in den ersten Reihen standen und Wasser vom Sicherheitspersonal rein gereicht bekommen haben.
Aufgerafft mit "Seven Nations Army"-Chören (anscheinend die inoffizielle EM-Hymne von The White Stripes) kamen dann auch Die Ärzte wieder.

Auch im Zugabenteil gab es nun etliche Höhepunkte. Eine richtige und große Wall of Death wurde unter Anleitung von Farin bei "Junge" durchgeführt. Damit ging dann auch der erste Zugabenteil zu Ende und es wurde noch einer hinten dran gehängt. "Schunder-Song", "Ist das alles" und der Höhepunkt "Unrockbar", zu dem sich sogar der gesamte Innenraum der Halle hinsetzen musste und beim Stichwort "Unrockbar" dann aufgesprungen ist (Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, euch davon ein 30-sekündiges Video zu drehen.).


Konzertneuerfindung Nummer 5: Hinsetzen im Innenraum
Das Hinsetzen im Innenraum ist eine der schwierigsten Disziplinen auf Konzerten mit engen Innenräumen. Das Aufspringen, welches entweder auf Kommando oder auf ein vorgegebenes Stichwort geschieht, ist die angenehmste Sache an dieser Disziplin.



Wo wir jetzt auch zum letzten Zugabenteil kommen. Eingeleitet mit "Schrei nach Liebe" kommt das obligatorische "Zu Spät". Aber auch dieses wird natürlich nicht ohne Instruktion von der Bühne gespielt. Was eignet sich nach so vielen Laolas also besser, als eine weitere Art Laola. Hier also:


Konzertneuerfindung Nummer 6: Die Zu-Spät-Laola
Diese Laola gibt es in zwei Varianten.
Variante 1: Dieses Variante ist sehr schwer durchführbar. Das gesamte Publikum wird gebeten, sich doch am nächsten Tag noch einmal ohne Band einzufinden und eine Laola durchzuführen.
Variante 2: Diese ist schon einfacher, aber leider sehr speziell auf die Band ausgerichtet. Der, vom Publikum aus gesehen, Linksaußen-Teil kriegt das "Zu" und darf dazu eine normale Laola machen. Der mittlere Teil kriegt das "Sp" und muss es, während unbeschreibbare Beinbewegungen durchgeführt werden, immer wiederholen. Und der Rechtsaußen-Teil des Publikums darf eine normale Laola zum "äääät" ausführen. Zusammenhängend gibt das dann ein "Zu SpSpSpSpSpääääät", dies alles unter Anleitung von Bela B., der dabei von links nach rechts über die Bühne flitzen muss.



Und hier auch noch einmal der Respekt, dass er noch so über die Bühne laufen kann nach einem dreistündigen Konzert, welches mit einem Playback von "Vorbei ist vorbei" dann auch endgültig endete.

Zahlreiche glückliche Fans verließen die Halle und ich frage mich jetzt: "Wann werd' ich sie wiedersehen?".

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Datum: 30.06.2008

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