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Sonnenbr... äh Deichbrand 2013

Zwischen Staub, einem Heiratsantrag und viel Musik

Cuxhaven (kl)    Man soll ja hin und wieder mal was neues ausprobieren. Über seinen Schatten springen. Morgens Elmex und abends Aronal. Und genau das haben wir auch gemacht und uns das Deichbrand Festival angesehen. Zum neunten Mal fand das Festival bereits statt und damit allerhöchste Zeit davon zu berichten.

Sportfreunde Stiller bei ihrem Besuch im hohen Norden. Foto: Britta Flachmeier

Bei Traumwetter und bester Laune wird das Gelände betreten und besichtigt. Was auffällt ist, dass es zwar für 35.000 Leute ausgelegt, aber doch relativ klein ist. Es verläuft sich nirgends richtig. Jedoch ist ein großer Pluspunkt die breite Auswahl an Essen. Sogar ein Rocklette stand gibt es. Ein weitere Pluspunkt ist das bunte und abwechslungsreiche Line up der Veranstaltung. Von Hip- Hop (Casper, Blumentopf) über Rock (Royal Republic) Bis zu Hardcore (Comeback Kid) wurde alles auf den 3 Bühnen geboten. Sogar ein Poetry Slam stand auf dem Programm.
                                                                                             
Fotos zum Festival
Homepage Deichbrand

Leider standen Arbeiten und Festivalbesuch in unüberbrückbaren Differenzen, und somit konnte erst bei Casper am Freitag Abend mit der Berichterstattung angefangen werden. Vorher spielten bereits Broilers, Slime, Bosse und Jennifer Rostock um nur einige zu nennen. Casper machte auf alle Fälle alles richtig und ging direkt nach vorne. Alles wurde richtig abgefeiert, Ein "Dezibel Contest" zwischen rechter und linker Publikumsseite abgehalten und ein paar neue Songs wurden auch gespielt. Höhepunkt war „XoXo“ dass von Max Richard Leßmann von der Band Vierkanttretlager verstärkt wurde.

Direkt nach Casper spielten auf der Zeltbühne Tocotronic. Die vier (ich kann mich, warum auch immer, immer noch nicht an Rick McPhail gewöhnen. Sorry dafür!) deutschen Indie Heroen aus Hamburg und Berlin begannen ihr Set unspektakulär, ja fast schon gesetzt. Dies sollte allerdings nur Tarnung sein. Bereits der zweite Song „Let there be rock“ sollte alle eines Besseren belehren. Mit eine feinen Mischung aus Arroganz und Wut spielten sie ihr Set herunter, in dem zweifelsfrei „Aber hier leben, nein danke“ der Höhepunkt war.

Am Samstag war es noch wärmer und staubiger. Wer schon mal auf dem Hurricane war, sollte eigentlich mit Staub umgehen können, aber beim Deichbrand wird man mit einer neuen Qualität von Staub konfrontiert. Hitze hin und Staub her, alle mussten da durch. Auch Bush. Die vier Jungs aus England bewiesen wieder mal, dass sie zu einer der besten Live Bands unserer Tage zählen. Frontmann Gavin Rossdale gab alles, und tanzte wie ein Derwisch bei gefühlten 75 Grad über die komplette Bühne und besuchte das Publikum hinter dem ersten Wellenbrecher. Und auch das Set ließ bis auf “Swallowed“, dass nicht gespielt wurde, keine Wünsche offen.

Nach Bush zeigten Kraftklub, warum sie derzeit eine der angesagtesten deutschen Bands sind. Wer mit seiner ersten Erfolgssingle das Set eröffnet hat entweder Mut oder Selbstvertrauen. Bei Kraftklub war es Zweites. Routiniert und geradeaus rockten sie durch ihr Set. Den Besuch des ersten Wellenbrechers bezahlte Sänger Felix Brummer mit einem Schuh. Aber der Höhepunkt war zweifelsfrei der Heiratsantrag eines Festivalbesuchers an seine Freundin. Und sicher wurde er angenommen.

Nach Kraftklub bestiegen Frittenbude die Bühne. Ihr Elektro Hip Hop kam sehr gut an. Die Menge tanzte und feierte die drei Jungs richtig ab. Und auch die drei Hasen, die zur Mitte des Sets auf die Bühne kamen, hatten ihren Spaß. Und Sänger Johannes Rögner hatte noch einen praktischen Tip für den Umgang mit Nazis: Aufessen.

Am Ende des Tages zeigten aber wieder die Alteingesessenen, wer der Chef ist. Die Sportfreunde Stiller kamen pünktlich auf die Bühne, begannen mit ihrer aktuellen Single, um sich dann ganz gepflegt dem älteren Repertoire zu widmen. „ 7 Tage, 7 Nächte“,“ Ich Roque“ und „Wunderbaren Jahren“ waren nur einige, die genannt werden müssen. Es wurden auch Instrumente gewechselt und Florian, der eigentlich hinter der Schießbude sitzt sang einen Song. Und es wurde auch für Special Effects gesorgt. Mit einem Mal wurde Feuer aus den Boxentürmen geschossen, es wurden Affen aufgeblasen, und Konfetti in die Luft geschossen. Leider gingen die Sportis viel zu früh von der Bühne. Sie hätte ewig so weiterspielen können.

Am Sonntag standen als erstes Itchy Poopzkid auf der Bühne. Bei mittlerweile unmenschlichen Temperaturen und keiner Wolke am Himmel rockten sie derbe. Und Crowdsurfen wurde mit einem Gitarrenkoffer neu definiert.

Blumentopf kamen mit chilligen live gespielten Beats um die Ecke. Besonders gut war ein fünf-minütiger Freestyle. Leider haben sie, bis auf „Was der Handel“ nur neuere Stücke gespielt.

Comeback Kid aus Kanada hielten nachmittags die Hardcore Fahne ganz weit oben. Leider für die Band und verständlicherweise fürs Publikum war der Abgehfaktor eher gering. Erst bei Madsen wurde es etwas voller und auch munterer vor der Bühne. Die Band um die drei Brüder Madsen rockte munter drauf los und spielte wirklich alle Hits. Nebenher wurde noch „Radar Love“ von Golden Earring gecovert und ausziehen musste sich Sebastian Madsen auch noch. Und das alles in etwas mehr als einer Stunde.

Nach Madsen kamen vier Schweden mit einem riesen Ego und noch mehr Bock auf die Bühne. Royal Republic traten mit einer gehörigen Portion Rock direkt auf das Gaspedal und waren somit ein guter Anheizer für die im Anschluss spielenden Toten Hosen. Speziell „Tommy Gun“ und „Full Steam Spacemashine“ wurden dankbar angenommen und luden zum Tanzen ein.

Über die Live Qualitäten der toten Hosen braucht man eigentlich kein Wort mehr verlieren. Pünktlich und gutgelaunt kamen die Jungs aus Düsseldorf auf die Bühne. Und ganz klar sind die meisten Besucher auch wegen der Hosen zum Deichbrand gekommen. Hier war es definitiv am vollsten vor der Bühne. Und die Hosen wurden den entgegengebrachten Erwartungen definitiv gerecht. Neben aktuellen Stücken wurden auch alte Klassiker, wie „Hier kommt Alex“ und „Reisefieber“ gespielt.. Bekannt sind die Hosen auch für ihre Coverversionen. Und so wurde mit Armin von den Beatsteaks „Should I stay or should I go“ zusammen gespielt. Campino nahm noch unfreiwillig eine Dusche mit dem Wasserschlauch. Und eine extrafette Pyroshow gab es auch noch. Oder wie soll man es sonst nennen, wenn Campino ein Feuerzeug anmacht. Nach 90 Minuten verließen die Hosen mit „You’ll never walk alone“ die Bühne und hinterließen ein sichtlich durchgerocktes und glückliches Publikum.

Alles in Allem ist das Deichbrand ein nettes Festival, dem man auf jeden Fall einen Besuch abstatten sollte. Wer es nicht so groß wie auf dem Hurricane mag und ein, zwei Abstriche machen kann in Sachen Line Up, ist hier genau richtig. Ein Besonderes Lob geht raus an die Security von OKS. Stressfrei und bestimmt den Laden unter Kontrolle gehabt. Dabei seiber ordentlich Party und Stimmung gemacht. Und nie mit dem Wasser gegeizt. Daumen hoch dafür!


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