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Die Orsons
Fettes Brot

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Seidensticker Halle

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Konzertbericht



Datum: 01.05.2010

Die Welle der Liebe

Fettes Brot in Bielefeld

Bielefeld (bf)    Getreu dem Motto „Und damit niemand schubst, schwitzt und sich alle bewegen, müssen Clubs unsere Gigs in große Hallen verlegen“ (Zitat aus „Da Draußen“), zeigen Fettes Brot auch auf ihrer aktuellen Tour, dass sie eine der angesagtesten deutschen Bands ist. Anfangs war das Konzert im Ringlokschuppen geplant, doch der war schnell ausverkauft, es folgt eine Verlegung in die Stadthalle und schließlich in die Seidensticker Halle. Muss man noch erwähnen, dass auch die Seidensticker Halle mit 7250 Menschen Monate im voraus restlos ausverkauft war?

Bilder zum Konzert
Homepage von Fettes Brot
Die Orsons bei MySpace


Pünktlich um 20 Uhr geht es los. Die Orsons betreten die Bühne, eine 4-köpfige Hip-Hop Band, die sich selber als „erste reale Boyband“ bezeichnet. Als erstes hört man eine Spongebob-Stimme, die die Band ankündigt, ehe die Männer mit Beatles Perücken und Instrumenten aus Pappe das erste Lied anstimmen. Es ist „Yellow Submarine“ das kurzerhand im Text abgewandelt wird als „Orson Submarine“. Mit erklingen des ersten Tones hat die Band sofort die komplette Halle erfasst. Es wird geklatscht und mitgesungen, wie ich es bei einer Vorband noch nicht erlebt habe. Doch das ist völlig zu Recht. Denn was in den nächsten 30 Minuten folgt, ist eine Show, die den perfekten Mix aus Musik, Comedy und Tanz beinhaltet. Moment einmal, Tanz? Ja genau, um ihrem Ruf als Boyband auch nachzukommen zeigt sich das Quartett auch von ihrer tänzerischen Seite, später gibt es sogar eine kleine Akrobatikeinlage. Musik und Humor treffen besonders bei einem kurzen a Cappella Stück zusammen, bei dem zwar Mundbewegungen gemacht werden, Töne aber definitiv nicht ihren Weg in das Mikro finden. Stattdessen kommt alles vom Band. Das passiert offensichtlich genug, das es jeder bemerkt ohne dabei zu peinlich zu wirken. Und wenn die Band nicht grade am singen oder tanzen ist, zeigt sie sich von ihrer besten Seite und treten in Interaktion mit dem Bielefelder Publikum. So wird zum Beispiel ein kleiner Versuch gestartet, vier Männer schreien ohne ihr Mikrofon so laut sie können. Im Gegenzug schreien 7250 Menschen aus dem Publikum. Nett wie die Männer der Orsons sind, lassen sie dieses Spiel als knappes unentschieden durchgehen.

Ebenfalls schön ist die Idee, die Orsons mit Fettes Brot zu vergleichen und Unterschiede herauszufinden. So sind die Orsons zu viert, Fettes Brot nur zu dritt (und schon versteckt sich ein Orson hinter den anderen drei). Auch bei einem „Hitvergleich“ müssen die Orsons feststellen, dass Fettes Brot hier die Nase vorne hat. Es gibt ein kurzes Covermedley aus den bekanntesten Fettes Brot Singles und als Gegenstück wird der bekannteste Orson Hit gesucht. Was folgt ist eine Pause. Eine längere Pause. Denn irgendwie fällt ihnen kein eigener Hit ein.
Man merkt, die Band nimmt sich nicht zu ernst und kann damit auf ganzer Linie punkten. Als nach einer halben Stunde ihr Set beendet ist, findet das wohl so ziemlich jeder im Publikum sehr schade. Eingeladen wurden sie übrigens von niemand geringerem als Björn Beton, der hiermit ein sehr gutes Händchen bei der Wahl des Supports beweisen konnte.

Es gibt eine kurze Verschnaufpause für das Publikum, ehe um 21 Uhr Fettes Brot aus Hamburg auf die Bühne kommen. Doch bevor es die drei Herren Dokter Renz, König Boris und Björn Beton selber auf die Bühne zieht, kommen zuerst die Tourmitglieder der Band auf die Bühne. Sie füllt sich stetig, so dass am Ende eine Fußballmannschaft auf der Bühne steht. 11 Musiker haben sich auf der Bühne eingefunden, kein Wunder also, dass der Sound live ganz anders klingt als auf CD. Nach einem kurzen Intro geht es los. „Emanuela“ eröffnet den Abend und die Brote geben direkt Vollgas. Dem schließt sich das Publikum an und die Menge tobt. Es folgen „Erbeben“, „Das allererste Mal“ und „Bettina“, womit die Band ihr großes Repertoire an Singleauskopplungen zeigt. Visuell werden alle Lieder mit Bildern von einer Leinwand unterlegt. Dabei geht man kreativ vor und Viagrapillen werden während „Bettina“ eingeblendet. Vor dem Lied „Das allererste Mal“ fordern die Brote ihr Publikum auf, ihre gesamte Liebe aus ihrem Herz in die Hand zu nehmen und eine Welle der Liebe zu starten. Die geht von hinten nach vorne und ist anderen vielleicht eher als Laola –Welle bekannt.

Nach den ersten Liedern „Vollgas aus neuen Zeiten“ findet nun ein Lied aus dem Jahre 1996 einen Platz in der Setlist. Die Rede ist nicht von „Jein“, sondern es gibt „Silberfische in meinem Bett“ auf die Ohren, das Publikum kennt dieses Lied nur zu einem geringen Teil. Kein Wunder, denn der Altersdurchschnitt ist an diesem Abend nicht besonders hoch. Doch einige im Auditorium freuen sich wirklich über diese Perle, die man live schon lange nicht mehr gehört hat. Das nächste Lied geht direkt weiter, „The Grosser“ erfreut sich wieder großer Beliebtheit bei allen Menschen, ehe es ein kleines Outro von „Faith“ (George Michael) gibt. Nichts kann das Publikum halten (außer vielleicht schwere Handtaschen die auf den eigenen Schultern ruhen; ja alles schon gesehen), so wird gesprungen, was die Beine hergeben, geklatscht, das die Hände wehtun und gesungen, das die Stimme schon ganz rau klingt.

Heute Abend wird eine Mixtur an Liedern geboten, die von neu („1 Euro Blues“) bis alt („Können Diese Augen Lügen“) reicht. Von langsam („Hier Drinne“) bis schnell („Da Draußen“) und von der bekannten Single („Schwule Mädchen“) bis zur unbekannten B-Seite („Amsterdam“).
Da kommt jeder Fan voll auf seine Kosten und es darf in jeder Altersklasse extrem abgetanzt werden. Ein großes Highlight ist sicherlich wieder die Kooperation mit Pascal Finkenauer, der auf dem gesamten Konzert die Gitarre spielt. Diese wird für „Ich Lass Dich Nicht Los“ und „An Tagen Wie Diesen“ zur Seite gelegt und Herr Finkenauer unterstützt die Brote gesanglich.

Das letzte Lied des regulären Sets ist das schnelle „Was In Der Zeitung Steht“, ein Lied das ursprünglich unter dem Pseudonym D.O.C.H.! veröffentlicht wurde. Hier fordern Fettes Brot zu einem kleinen Pogo auf. Den sollen sie kriegen, auch wenn sicher nicht jeder Besucher freiwillig auf einmal „mitten drin“ war.

Die Band geht von der Bühne, doch es fehlen noch zu viele Hits. Es ist natürlich immer schwierig, wenn eine Band schon so lange, so erfolgreich ist wie Fettes Brot. Doch nach etlichen Zugabe-Rufen kommen alle zurück auf die Bühne, um die 2010er Version von „Jein“ zu spielen. Dann ist es die „Falsche Entscheidung“ erneut von der Bühne zu gehen, so dass die Band nochmals für zwei letzte Lieder zurückgerufen wird. „Herrenabend“ und „Nordisch By Nature“ bilden den Abschluss des Konzertes. Nach 1 Std. und 45 Minuten werden die Leute komplett verschwitzt nach Hause entlassen.

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Bands: Die Orsons Fettes Brot
Locations: Seidensticker Halle
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Datum: 01.05.2010

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