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Parklichter 2015

6200 Besucher beim Hitzerekord

Bad Oeynhausen (as)    Am ausverkauften Konzertfreitag versuchten Clueso und Patrice den Headliner zu geben, was nicht komplett aufging. Überzeugen konnten hingegen "The Love Bülow" sowie die gelungene Künstlerauswahl im Theater im Park. Bei insgesamt 13 Konzerten war jedoch erneut für Alle etwas dabei und der Charme des Kurparks vergoldete das gute Wetter.

Clueso gab den würdigen Abschluss der Parklichter 2015. Foto: Marcel Linke

In diesem Jahr musste die Abendkasse gar nicht erst aufgebaut werden, denn das Parklichter Konzert war bereits im Vorverkauf restlos ausverkauft. Das bedeutet in diesem Fall weit über 6000 Menschen, die auf das abgezäunte
Impressionen vom Festival
Homepage der Parklichter
Gelände des Kurparks passen müssen. Schnell wurde daher mehr Platz geschaffen und Sitzgelegenheiten sowie Extratoiletten bereitgestellt. Bei so viel Rücksicht ist es umso erstaunlicher, dass jedes (!) mitgebrachte Getränk am Eingang des Festivalgeländes an das Ende seiner Reise gelangen sollte. Adieu Capri-Sonne. Selbst der übliche halbe Liter Tetrapack-Wasser durfte nicht mit hinein. Dabei prügelte die Sonne mit Allem, was sie hatte auf die großteils schattenfreien Rasenflächen. In Kitzingen wurde am Freitag erneut der deutsche Hitzerekord gemessen: 40,3° - Eine tolle Idee genau dann die nötigen Kaltgetränke zu verknappen. Denn mit der Einlasskontrolle war es nicht genug. Frisch um die mitgeführten Durstlöscher erleichtert, sah sich der gemeine Besucher einem komplett überforderten Bierwagenpersonal gegenüber. Unterbesetzt und vermeintlich ungelernt wurden die oft sehr jungen Kräfte sich selbst überlassen. Zwei Personen in einem Bierwagen an welchem 30 Personen warten müssen, um einen Becher Wasser für 3,- € zu erstehen. "Ihr dürft nichts mit rein nehmen, aber drinnen bekommt ihr auch nichts." - Ein klares Foul. Warteschlangen sind in der Gluthitze noch unsympathischer.

Aber nun gut, wir sind ein Musikmagazin, daher zurück zum eigentlichem Thema: Wie in den Jahren zuvor gab es 3 unterschiedliche Bühnen. Die Hauptbühne neben dem Badehaus II, eine kleinere Bühne vor der Wandelhalle und die Indoor-Variante im Theater im Park. Darauf spielten mit teils ärgerlichen Überschneidungen 12 nationale und internationale Acts. Eröffnen durften die Mindener Hip Hopper Ayo & Sky (Fotos), die als Voting-Gewinner um 16:30 als dreizehnter Auftritt auf die Hauptbühne gingen. Noch war es dort nicht so voll, obgleich bereits um 14:00 die ersten Fans am Einlass in der Warteschlange standen. Auch Tom Klose (Fotos) und Valentine erwischen nicht ganz so viele Leute, erst bei Joris (Fotos) fängt das Gedränge langsam an. Der junge Musiker aus dem Nachbarort Vlotho ist einer der Senkrechtstarter des Jahres und geht als Lokalheld ins Rennen. Viellecht machte ihn dieser Erwartungsdruck etwas nervös, denn es fielen vor allem seine (Verzeihung) teils dusseligen Ansagen auf. So wies er beispielsweise auf all die Sorgen hin, die wir alle im Leben haben, nur um dann zu empfehlen sie doch jetzt für einen kurzen Moment zu vergessen. "Bitte, dieses Schild nicht beachten!"... Musikalisch gibt es keine Überraschungen. Die beiden Hits "Im Schneckenhaus" und "Herz über Kopf" werden gespielt und bejubelt. Leider überlegt sich Joris Herz über Kopf mit einem Raggea-Part zu verschlimmbessern. Das ist natürlich Mist, wie bei jedem anderen Künstler, der das jemals gemacht hat.

Nach dem Joris Konzert wenden sich die meisten Besucher erst einmal den Getränke- und Speiseangeboten zu, was für MissinCat (Fotos) anfangs eine undankbare Aufgabe ist. Es ermöglicht uns jedoch einen Sitzplatz im Theater zu bekommen. Dort entführt uns Ed Prosek für einen Moment aus dem Stress des mittlerweile gut gefüllten und gut aufgeheiztem Open Air-Geländes. Im Theater ist es angenehm kühl und die Bühne bezaubernd wie immer. Ed bringt uns ruhige Gitarrenmusik, sanft begleitet von Keys und Kontrabass und reißt damit ein Loch in den Sommer. Das hier ist ein kurzer Moment, in dem die Zeit still steht - nur wir und die Band. Etwas Magie gegen die Anstrengungen da draußen. If only i can find some peace : hier ist er... Aber: Mit der Kopfstimme sollte der gute Ed etwas sparsamer umgehen. Wieder draußen gibt es Olson (Fotos) auf der Hauptbühne zu sehen. Der Rapper knüpft an den Erfolg des letztjährigen Cro Headlinerauftritts an und kommt mit seiner #berlinscheiße ähnlich harmlos, aber durchaus unterhaltsam daher. Zum Finale gibt es einen Dubstepbeat und schon sind die Kidz glücklich. James Hersey (Fotos) und Mani Orrason füllen die Lücke zum nächsten Hauptbühnenereignis: Patrice (Fotos)! Mit seiner "sweggae music" bringt er das Publikum zum Tanzen und setzt mit seinen zeitlosen Hits "Everday Good" und "Sunshine" die Gute-Laune-Messlatte nach oben.

Während draußen der Soulstorm tobt, spielt Ida Gard (Fotos) im Theater. Die junge Dänin wirkt mit ihrer E-Gitarre und nur mit Schlagzeugbegleitung wie eine Mischung aus Kate Nash und den White Stripes. Sie hat eine schöne Stimme und scheint auch sonst eine nette Person zu sein. Mit ihren Ansagen bringt sie das Publikum zum Lachen, mit ihren Songs zum Applaudieren. Auch bei diesem Auftritt verstärkt das Ambiente des Theaters die Sogwirkung der Songs. Hier punktet die Atmosphäre; die Künstlerauswahl ist darauf abgestimmt: dafür ein Lob an dieser Stelle. Ein weiteres Lob an The Love Bülow (Fotos), die auf der Wandelhallenbühne einen entspannten und unterhaltsamen Auftritt präsentieren. Die HipHop-BAND zeigt, dass Raprock nicht immer Straße oder Student sein muss. Das macht Spaß und im Rückblick reue ich nicht den ganzen Gig gesehen zu haben. Aber große Dinge warfen ihre Schatten voraus. Die Hauptbühne machte sich bereit für den Headliner: Clueso (Fotos). Der fährt eine imposante Lichtshow auf, die wirklich während des gesamten Auftritts ein Blickfang ist. Ein Ohrenfang ist der 90minütige Auftritt nicht immer. Natürlich werden die großen Songs wie "Kein Zentimeter" und "Gewinner" vom Publikum gefeiert, aber wenn ein Thüringer Rapper von eimem "Erfurt-Rapbeat-Medley" und der alten Zeit spricht, dann muss auch was untergrundmäßiges kommen. Seine "Freestylez" sind eine Katastrophe. Clueso ist halt eher Singer-Songwriter als Rapper. "Gewinner" folgt dem Zwischenspiel und verdeutlicht, dass auch das Publikum eher für diese Musik gekommen ist.

Der Kurpark hat eine gute Zeit mit einer guten Liveband und einem sympathischen Künstler. Trotzdem fehlt mir etwas. Denn ganz egal ob ein Rock- oder ein Hop-Ausbruch aus dem Poptrott gewagt wird, es endet so oder so im normalen trallala. Erst lässt er seine Band die Song aufplustern, zieht diese durchaus guten Ansätze aber leider nicht konsequent durch: Das macht Clueso zum "Unvollendeten". Selbst der scheinbar unkaputtbare Überhit "Chicago" kommt recht kraftlos daher; ein Jammer. Allerdings klappt diese Stimme bei Songs wie "Barfuss" ausgezeichnet. So viel Gefühl trägt zwar keine Headliner-Show, aber diesen Song weit nach vorne. Im Ganzen sollte man über diesen Tag nicht groß meckern. Am Ende ist dann auch der meiste Ärger vergessen und versöhnliche Gefühle gewinnen die Oberhand. Die Parklichter garantierten auch 2015 viele kleine große Momente und ein abwechslungsreiches LineUp. Außerdem wird zum Abbau Sophie Hunger gespielt und das allein ist ja schon eine Menge wert.

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