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Konzertbericht
Rock im Pott



Datum: 25.08.2012

Rock im Pott 2012

Taufe gelungen, Rock im Pott überzeugt!

Gelsenkirchen (ml)    Am Samstag feierte das neue Marek Lieberberg-Festival Rock im Pott seine Taufe. Neben den Headlinern Red Hot Chili Peppers und Placebo spielten in der Schalker Veltins Arena auch Jan Delay & Disko No. 1, The BossHoss und Kraftklub.

Die Red Hot Chili Peppers boten einen beeindruckenden Abschluss für den Einstand vom Rock im Pott. Foto: Britta Flachmeier

Kurze Anmerkung: Durch einen Kameradefekt verzögerte sich unsere Anfahrt, so dass wir leider keine Möglichkeit haben über das Konzert von Kraftklub zu schreiben. Das letzte Mal haben wir beim Serengeti Festival über Kraftklub berichtet (zum Bericht).

Konzerte im Fußballstadion sind beeindruckend. Es ist die schiere Größe einer solchen Arena, die auch ein schlechtes
Fotos zum Festival
Homepage vom Rock im Pott
Konzert noch in ein einigermaßen gutes Licht rücken kann. Wenn zehntausende Menschen wegen der gleichen Musik gekommen sind entsteht ein Feeling, welches einem kein Hallen- und schon gar kein Clubkonzert geben kann. 100 Meter gegenüber sitzen oder stehen Menschen auf der Tribüne, die aus dieser Entfernung wie ein buntes Farbenmeer aussehen. Vorne kommt die Band des Abends mit einer beeindruckenden Lichtshow auf die Bühne. In Gelsenkirchen ist das Stadion dann sogar noch überdacht, so dass man wettergeschützt das Gefühl hat eher in einer großen Halle, als in einer Open Air-Arena zu stehen. Dadurch wirkt alles noch imposanter.

Die Band des Abends sind ganz klar die Red Hot Chili Peppers, doch bevor es so weit ist kriegt man beim Rock im Pott-Festival ein sehr abwechslungsreiches und mit Placebo auch international hochwertiges Programm geboten.
The BossHoss haben wohl die schwierigste Rolle gepachtet. Sie spielen eingequetscht zwischen Kraftklub, die sich derzeit zu einer der erfolgreichsten deutschen Bands hocharbeiten und Jan Delay, einem begnadeten Entertainer in der Veltins Arena.
Wie zu erwarten bleibt das Publikum dann doch einigermaßen ruhig. Das könnte neben der, für ein Rockfestival immer noch ungewohnt nach Rockabilly klingenden Musik liegen, das könnte aber noch viel mehr an der Tatsache liegen, dass The BossHoss einem dann doch irgendwann auf die Nerven gehen können. Die Musik und die Neuinterpretation von Songs im Cowboy-Stil ist zwar immer wieder klasse zu hören. Die ständigen Ansagen auf texanischem Englisch sind es aber nicht.
Mit dem Cameo-Cover "Word Up" ist der Spuk dann aber auch schnell vorüber.


Das vorgezogene Derby: Schalke vs. Dortmund

"Word Up" ist aber auch ein guter Anschlusspunkt für Jan Delay & Disko No. 1. Auch wenn es nicht gleich der erste Song ist, den Jan Delay spielt, ist "Türlich Türlich" sehr früh im Set vertreten. Und "Word Up" dient hier nun als Sample. Und damit hat er dann auch das Publikum voll auf seiner Seite. Voll auf seiner Seite hat er das Publikum aber auch mit seinen Dortmund-Schalke-Vergleichen. Eigentlich ein No-Go in Gelsenkirchen, aber dennoch waren auf Nachfrage des Hamburgers unter den 41.000 Festivalbesuchern mehr Dortmund- als Schalke-Fans. Immer wieder fordert Jan Delay das Publikum zum Mitsingen auf. Mit viel Humor bringt er sein Set über die Bühne und schafft es wohl den stimmungsvollsten Auftritt des Abends hinzulegen. Da darf das Backstreet Boys Medley nicht fehlen, als auch die Freeze-Aktion, bei der das Publikum zur Musik stoppen muss ("Wer sich jetzt noch bewegt muss in die Allianz-Arena und dort Pur zugucken.").
Jan Delay hat sichtlich Freude an dem, was er da macht.

Freude und Bewegung haben auch Placebo auf der Bühne. Einer von zwei Headlinern und hoch erwartete Band beim Rock im Pott Festival. Neue Songs haben sie noch nicht, aber dafür sind selbst die Lieder von "Battle For The Sun" so bekannt, dass die Band eine 90-minütige Setlist hinbekommt, die selbst Nicht-Placebo-Fans, sofern welche vor Ort gewesen sein sollten, hätten kennen müssen. Eigentlich müsste man glauben, dass mit "Every You And Every Me" oder "Black-Eyed" ziemlich viel Pulver schon schnell verschossen wird, angesichts dem was noch folgt ist das aber ein Trugschluss.
Viele Songs von "Battle For The Sun" und von "Meds" spielt die Band und entzündet damit gerade bei Fans der Band ein wahres Freudenfeuer. Gerade Lieder, wie "Bright Lights", "Song To Say Goodbye" oder "Meds" kommen live nochmal wesentlich besser rüber als auf Platte. Und das honoriert auch das tanzende und mitsingende Publikum.
Auch Brian Molko bedankt sich oft und versucht seine Ansagen auf Deutsch zu halten. Das macht ihn sehr sympathisch.
Da gibt es dann auch nur noch ein kleines Manko an dem Auftritt: "Special K" fehlt leider.


Die Red Hot Chili Peppers und "die Neuen": Josh Klinghoffer und Mauro Refosco

Publikumsinteraktion fehlt bei den Red Hot Chili Peppers eigentlich völlig. Einzig und allein Bassist Flea unterhält sich mit den Besuchern, während Anthony Kiedis sich nur mit dem Düsseldorfer Anteil im Publikum unterhält, was daran liegen könnte dass er vielleicht glaubt in Düsseldorf zu sein. Man wird es leider nicht erfahren. Fakt ist, dass da beeindruckende Leistungen gezeigt werden. Das gilt natürlich in erster Linie für die Band, die trotz des Ausstiegs von John Frusciante nichts an ihren spielerischen Qualitäten eingebüßt haben, aber auch für die Techniker, die es in beeindruckender Geschwindigkeit schaffen eine Lichtshow an der Bühne zu installieren, die diese heller als den Tag ausleuchtet.
Kritisch wurde der John Frusciante-Ersatz Josh Klinghoffer beäugt. Frusciante ist unbestreitbar einer der besten E-Gitarristen der Welt. Gerade in den letzten Jahren wurden die Alben zunehmend bombastischer unter dem Einfluss von Frusciantes Gitarrenspiel. Mittelmäßig war dagegen dann das aktuelle Red Hot Chili Peppers-Album "I'm With You", was nicht zuletzt daran lag, dass Josh Klinghoffer hier nicht allzu viel beisteuern konnte. Viele Fans in der Halle sehen die Red Hot Chili Peppers seit der Veröffentlichung des aktuellen Albums zum ersten Mal live, auch wenn die Band noch im Winter 2011 auf Tour war.
Auch wenn er mit einem gebrochenen Bein das Konzert im Sitzen spielen muss überzeugt "der Neue". Er versucht auf der Bühne gar nicht erst John Frusciante zu kopieren, sondern bringt seinen eigenen Stil, seine eigenen E-Gitarren-Soli mit. Gut hörbar ist das vor allem in den Jam Session-Parts, in denen vor allem Flea und Josh sich gegenseitig an die Wand spielen.
Und weil sie es höchstwahrscheinlich sogar wissen, dass sie mit "I'm With You" nicht das beste Album ihrer Bandgeschichte abgeliefert haben, gibt es viele Songs ihrer Alben "By The Way", "Californication" und "Blood Sugar Sex Magik" zu hören. Neben den bekannten Singles, wie "Under The Bridge", "By The Way" und "Californication" dürfen auch Songs, wie "Soul To Squeeze", "Throw Away Your Television" oder "Universally Speaking" nicht fehlen. Gut, dass nur wenig neue Songs gespielt werden, denn diese kommen beim Publikum nicht wirklich gut an. Es ist eine starke Festival-Setlist, die hier abgelegt wird.
Stark ist auch eine Sache, die vielen Leuten nicht auffällt. Man sieht es sonst nur bei Phil Collins, jetzt auch bei den Red Hot Chili Peppers. Chad Smith betätigt die Drums nicht allein. Ein zweiter Schlagzeuger, Mauro Refosco, steht ihm mit einem eigenen Drumset zur Seite. Seltenheitswert, aber es wären auch nicht die Red Hot Chili Peppers, wenn man nicht ständig eine Superlative nach der anderen bieten würde.

Eine Superlative war auch der Einmarsch von Flea zur Zugabe. Auf seinen Händen marschiert der Bassist auf die Bühne, um danach zu "Suck My Kiss" komplett da zu sein. Ein letztes Feuerwerk bäumt sich im Stadion auf, bevor mit "Give It Away" der grandiose Abschluss eines Festivaleinstands im Ruhrpott eingeleitet wird.

Rock im Pott: Herzlichen Glückwunsch zum Einstand. Wir freuen uns auf die Fortsetzung 2013.

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Bands: Jan Delay Placebo Red Hot Chili Peppers The BossHoss
Locations: Veltins Arena
Allgemein: Konzertbericht Rock im Pott

Datum: 25.08.2012

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