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AStA Sommerfestival Paderborn 2012

What a glorious feeling - just singing in the rain

Paderborn (mer)    Das der Wettergott kein Ostwestfale ist, dürfte hinlänglich bekannt sein. Das er aber das Sommerfest in Paderborn mit Regengüssen aus vollsten Eimern abstrafte, drückte die Stimmung auf dem Gelände merklich. Lediglich die Beginner und der heimlich Headliner Cro sorgten für Besuchermassen vor der Hauptbühne.

Die derbste Band der Welt inklusive Gastsängerin bei der Arbeit auf dem Paderborner AStA Sommerfest. Foto: Mark Haake

Die ersten Wolkenschleusen öffneten sich pünktlich um 17:30 als der Nachmittags-Headliner Cro  die Bühne Eins des Paderborner Sommerfestivals betrat. Der junge Rapper mit Pandamaske eröffnete gewohnt routiniert sein Set mit
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seinem Smasher "Hi Kids" - und das passte wie die Faust aufs Auge. Denn wenn man seine Blicke durchs Publikum streifen ließ, erspähte man vor allem eines: Kids. Die Ü-20 Generation gehörte hier zur Minderheit, Ü30-Besucher waren Exoten. Trotz der nur spärlichen Bewappnung gegen die unaufhörlichen Regengüsse seitens des Publikums, hielten die Paderborner Musikfans dem jungen Stuttgarter die Treue. Von Kopf bis Fuss durchnässt wurden die Hits Easy, Rockstar oder Einmal um die Welt begeistert abgefeiert und ließen zumindest die Sonne im Künstlerherzen erstrahlen.

Auch im Anschluss zeigte Petrus kein Erbarmen, was zu einer sehr spärlich vertetenen Besuchermasse vor der Bühne Zwei bei The Bianca Story führte. Dennoch bemühten sich die „schwiizer Arcade Fire“ ihr Werk dem Publikum näher zu bringen. Musikalisch auf höchstem Niveau und ausgerüstet mit einem Charme- und Sympathiefaktor der irgendwie an Wir sind Helden erinnerte, glänzte das Künstlerkollektiv auch mit einem ganz exklusiven Hinweis wie man den „Hidden-Track“ ihres aktuellen Albums hören kann. Auf jeden Fall sollte man die Band im Auge behalten und wenn auch keine hundert Menschen sich im Regen bis zu dieser Bühne verirrt haben, diejenigen die dort waren, können in wenigen Jahren damit prahlen, die kommenden Superstars höchst intim und exklusiv erlebt zu haben.


Des einen Leid bedeutet auch hier des anderen Freud.

Auf der Flucht vor den Regenmassen wurde so die Radical Audio Pool Bühne zu einem wahren Besuchermagnet. Die eigentlich mit unbekannten und aufstrebenden Künstlern aus der Region bestückte Bühne, wurde aufgrund ihrer Überdachung zu einem äußerst hochfrequentierten Bereich. So konnten sich Bands wie David Beisel, RayStress oder auch BowTie über einen so großen Besucheransturm freuen, dass das Programm dieser Bühne zeitweise unterbrochen werden musste.


Gastfreundschaft sollte groß geschrieben werden

Auf Bühne Zwei enternten inzwischen die Casperbuddies von Vierkanttrettlager die Bühne. Leider hatten sich auch hier nur wenige Besucher vor die Bühne verirrt. Routiniert spielten die Jungs ihr Set herunter – Stimmung sieht zumindest anders aus. Gleiches galt für den - vom Papier her - Coheadliner des Abends. Die Husumer Jungs von Turbostaat konnten auch nicht dafür sorgen, dass sich der Bereich vor Bühne Eins füllte. Einige hundert Fans übten sich dennoch im Pogoregentanz, wahlweise Crowdsurfen und die Rockband belohnte die unermüdlich Feiernden sogar mit einigen neuen Songs. Weniger freundlich und zuvorkommend reagierten die Securities vor der Bühne, welchen das Crowdsurfen und Pogotanzen sichtlich ein Dorn im Auge war. Letztlich sollte auch dieser Umstand die Stimmung drücken, was auch vom Turbostaat Sänger Jan Windmeier nicht unbemerkt blieb. So beendete er den Auftritt mit einer klaren Ansage an die Secs im vorderen Bühnenbereich: "Das Publikum ist zu Gast – und die sollte man auch gastfreundlich behandeln."


Beginner Auftritt höchst exklusiv 

Die Gästeschaar sollte sich beim Headliner Beginner schließlich deutlich erweitern und den Bereich bis zum ersten Wellenbrecher gut ausfüllen. Dahinter wurden die Besucherreihen schon lichter. Ob das jetzt an einer wetterbedingten Flucht vom Gelände ins Gebäude lag oder an der parallel aufspielenden Frittenbude auf Bühne Zwei, vermögen wir nicht zu beurteilen. Nachdem die Beginner im letzten Jahr beim Berlin Festival höchstexklusiv ihr Comeback gegeben hatten, zählt der Auftritt in Paderborn zu gerad  einmal vier Auftritten in diesem Jahr. Geradezu inflationär dieses Jahr.

Eine meterhohe Showtreppe stellte die Bühnendeko dar, auf welcher sich am oberen Ende das DJ Pult von DJ Mad befand. Die Kanten der jeweiligen Stufen waren mit Lichtschläuchen gesäumt, welche in wechselnden Farben die Lichtshow ergänzten. Im Bühnenhintergrund prangte ein überdimensional großes Backdrop mit dem bekannten Füchse Logo der Hamburger Musikgruppe. Es war angerichtet.

Pünktlich wie ein Maurer ließ DJ Mad um 22:00 die ersten Beats in den Paderborner Abendhimmel schallen. Unter dem aufkeimenden Jubel des Publikums betraten dann auch schnell Dennis Lisk aka Denyo und Jan Phillip Eißfeldt aka Jan Delay/Eizi Eiz die Bühne. Was folgte war ein wilder Ritt durch die musikalische Historie der drei Hip Hopper. Von den Absoluten Beginnern bis zu den Beginnern, vom Liebeslied bis zu den Füchsen. Ein ausgewogenes Best-of Set, wie man es auf einem Festival zu erwarten hat. Sogar neue Tracks konnten zu Stimmungshighlights werden. So präsentierte Eißfeldt zum Sample von Opus "Life is Life", einen Song den die verwunderlicherweise immer noch sehr junge Besucherschaar höchstens noch von den Feiern der Eltern im heimischen Partykeller kennt, seine sich selbst gewidmete Hymne "Eiz ist Eiz".

Während man Dennis Lisk den berufsjugendlichen ohne Probleme abnimmt und DJ Mad in Würde gealtert scheint, erweckt Eizi Eiz eher den Eindruck, als ober seine Klamotten direkt vor dem Auftritt einem vierzehnjährigen Hauptschüler auf dem Pausenhof geraubt hat um heute Abend noch rechtzeitig ein passendes Bühnenoutfit zu bekommen. Die Moves von Eißfeldt auf der Bühne erinnern dabei zunehmend an eine Marionette aus der Augsburger Puppenkiste. Immer wieder streckt er Arme und Beine von sich und bewegt diese gegengleich im Rhythmus der Musik. Dem Großteil des Publikums gefällt es aber und wenn es um die Interaktion mit der Crowd geht, lässt Eizi die anderen beiden Hauptprotagonisten auf der Bühne wie Schuljungen aussehen.  

Nach 75 Minuten Nostalgie war dann auch Schluß mit den Beginnern und zahlreiche Aftershowpartys in verschiedenen Teilen des Unigeländes luden zum Tanz. Ganz dem Beginner Motto: "Rock On&On".

Wir freuen uns auf ein hoffentlich ebenso interessantes Line Up im nächsten Jahr und einem hoffentlich besser gelaunten ostwestfälischen Wettergott 2013.


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